Bärenstarke Wildkräuter |
Jetzt ist Bärlauch-Saison! Doch wer die Kräuter wild sammeln möchte, sollte vorsichtig sein, da Verwechslungen mit giftigen Maiglöckchen und Herbstzeitlosen möglich sind. / Foto: Getty Images/Kathrin Ziegler
Das köstliche »Unkraut« Bärlauch hat in den vergangenen Jahren über Kochshows und Restaurants eine rasante Karriere gemacht – zu Recht! Das Kraut überzeugt nicht nur kulinarisch mit seinem pikanten Knoblaucharoma. Es ist auch mikronährstoffreicher als viele Gemüsesorten.
Bären sollen sich nach ihrem Winterschlaf gerne mit dem würzigen Kraut gestärkt haben, so sagt man. Ob das der Grund für den Namen Bär(en)lauch (Allium ursium) ist, bleibt offen. Auch die germanischen Völker und Römer setzen schon früher auf die »Bärenkräfte«, welche das Lauchgewächs verleihen soll. Eines steht fest: Der wilde Knoblauch wirkt stärkend und gesundheitsfördernd und eignet sich bestens zum innerlichen Frühjahrsputz.
Bärlauch findet man an (halb-)schattigen, feuchten und nährstoffreichen Standorten – an Wäldern, Wiesen und Bachläufen. Dort bedeckt es meist größere Flächen. Die zarten Blätter erhält man ebenso im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt. Bärlauch lässt sich auch problemlos im eigenen Garten anbauen. Dort breitet es sich zur Freude der Besitzer schnell aus.
Wer Bärlauch nicht im Garten, sondern wild erntet, sollte dies nicht in der Nähe stark befahrener Straßen machen. Die unbedenklichsten Kräuter findet man auf ungedüngten Wiesen und an Orten, wo wenig Hunde unterwegs sind. Wer immer nur ein Blatt pro Pflanze erntet, schont die natürlichen Bestände.
Wie beim Pilze sammeln im Wald gilt auch bei Wildkräutern: In den Erntekorb legen Sammler nur die Exemplare, die sie kennen und eindeutig zuordnen können. So vermeidet man Verwechslungen! Die jungen Blätter des Bärlauchs können optisch zum Beispiel mit giftigen Doppelgängern wie dem Maiglöckchen (Convallaria majalis) oder der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale) verwechselt werden.
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es in jedem Jahr vor allem im April und Mai derartige Vergiftungsfälle, die vereinzelt sogar tödlich ausgehen. Insbesondere der Verzehr der hochgiftigen Herbstzeitlosen habe in der Vergangenheit zu schwer oder gar tödlich verlaufenden Vergiftungen geführt, so das Institut. Der Konsum von Maiglöckchen könne zu Durchfällen und Erbrechen sowie in seltenen Fällen zu Herzrhythmusstörungen führen. Bei Vergiftungen durch Herbstzeitlosen-Blätter leiden die Betroffenen etwa sechs bis zwölf Stunden nach Verzehr unter heftigen Magen-Darm-Beschwerden. Danach folgt eine ein- bis dreitägige symptomarme Phase, danach droht laut BfR ein Multiorganversagen.
Wer Bärlauch-Blätter sammelt, sollte also eine gute Pflanzenkenntnis besitzen: So ist beispielsweise seine Blattunterseite matt, der Blattstiel dünn und er wächst einzeln aus dem Boden. Maiglöckchen und Herbstzeitlose versprühen auch keinen Knoblauchduft wie Bärlauch. Das BfR empfiehlt, ein grünes Laubblatt zwischen den Fingern zu zerreiben. Tritt dann kein für den Bärlauch typischer knoblauchartiger Geruch auf, sollte man lieber die Finger davon lassen und die Hände sofort gründlich reinigen. Doch Vorsicht: Wenn beispielsweise der Geruch von einem vorangegangenen Test noch an der Hand haftet, kann dies zu einem falschen Ergebnis verleiten. Für die eher unerfahrenen Botaniker ist es daher ratsam, den Bärlauch lieber auf dem Wochenmarkt einzukaufen oder im heimischen Kräutergarten anzubauen. Sobald die sternenförmigen Einzelblüten des Bärlauchs aufgehen, ist eine Verwechslung mit den giftigen Pflanzen kaum noch möglich. Aber mit der Blüte verlieren die Blätter auch deutlich an Aroma.
Buntes Butterbrot dank Wildkräuter-Blütenbutter / Foto: Adobe Stock/eflstudioart
Auch essbare Blüten peppen Mahlzeiten optisch, kulinarisch sowie gesundheitlich auf. Auch für sie gilt: Nur diejenigen wandern in die Ernteschale, die man eindeutig zuordnen kann. Tipp: Mit einer Wildkräuter-Blütenbutter bringt man einen schmackhaften Augenschmaus zu jedem Grillfest. Eine Kombination aus verschiedenfarbigen Blütenblättern macht sich dabei besonders gut, beispielsweise orangene Kapuzinerkresse, lila Schnittlauch, gelber Löwenzahn, weißer Bärlauch oder rosa-rote Rose. Je nach Blüten wird die Butter eher mild oder pikant. Hier darf fleißig experimentiert werden. Dann noch Kräuter und Wildkräuter wie Bärlauch ergänzen. Für eine solche »wilde« Butter werden 250 g Butter (Zimmertemperatur) mit etwa vier Esslöffeln fein gehackter Blüten- und (Wild-)Kräuterblätter vermischt. Auch etwas fein gehackte Zwiebel macht sich darin gut. Nach Belieben salzen und pfeffern, fertig!