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Phytopharmaka

Bauchschmerzen pflanzlich behandeln

Für Verdauungsbeschwerden aller Art hält eine gute bestückte Hausapotheke so einige pflanzliche Helfer bereit. Doch was gehört in den Bereich der Erfahrungsmedizin und was ist wissenschaftlich erwiesen? Professor Dr. Robert Fürst vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Frankfurt nimmt für PTA-Forum eine Bewertung von pflanzlichen Präparaten für den Magen-Darm-Trakt vor.
Elke Wolf
03.09.2020  09:00 Uhr

Bei Reiseübelkeit

Als ebenfalls evidenzbasiert wertet Fürst den Einsatz von Ingwerwurzelstock (wie Zintona®) bei der Indikation Reiseübelkeit. Die Monographie des Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA ordnet die gepulverte Droge dem well-established use zu. Die Wirksamkeit von 1 bis 2 Gramm eine halbe bis eine Stunde vor der Reise eingenommen ist bei Erwachsenen und Kindern ab 6 Jahren belegt.

»Interessant ist, dass hier nicht ein Extrakt, sondern das Drogenpulver positiv bewertet wird. Einen Extrakt könnte man wohl niedriger dosieren, das heißt, die Patienten müssten bei einem Extrakt weniger Volumen einnehmen. Es gibt aber keinen Extrakt, der klinisch gut untersucht ist.« Gegen andere Übelkeitsformen wie die bei Schwangerschaft oder die durch Chemotherapie zeigte sich der Ingwerwurzelstock weniger effektiv. »Die Ergebnisse der Studien waren in diesen Bereich recht heterogen«, informiert Fürst, »hier wären wahrscheinlich größere Studien nötig, um Klarheit zu schaffen«.

Plausible Informationen

»Evidenzbasierte Empfehlungen gibt die S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom neben der Iberis-amara-Fixkombination und hochdosiertem Pfefferminzöl zu Indischen Flohsamenschalen (wie Mucofalk®)«, merkt Fürst an. Letztere können gemäß der Leitlinie auch zum Remissionserhalt bei Colitis ulcerosa zum Einsatz kommen. Fürst: »Zusätzlich empfiehlt die Leitlinie Curcumin als Therapieoption. Doch Curcumin ist in Deutschland und dem europäischen Ausland als Arzneimittel nicht verfügbar. Das ist extrem schade. Die Daten würden es hergeben, eine ordentliche klinische Studie aufzulegen. Doch da das nicht der Fall ist, ist dem Segment der Nahrungsergänzung Tür und Tor geöffnet.«

Ebenso wenig praxisrelevant ist für Fürst die Therapieoption »Wermutkraut« in der Leitlinie Morbus Crohn. »Was soll der Heilberufler in der Praxis mit dieser Aussage anfangen? Nicht nur, dass Angaben zum konkreten Extrakt, zur Darreichung oder zur Dosierung fehlen. Hinweise auf Therapieoptionen in Leitlinien müssen auch als Arzneimittel verfügbar sein. Das ist für Wermutkraut in Deutschland nicht der Fall.« Ohne die Nennung von konkreten Handels- beziehungsweise Extraktnamen ergäben sich aus den Angaben in der Leitlinie mitunter wenig hilfreiche Hinweise.

Ein weiteres Präparat, für das der Experte gewisse Evidenzen gegen Colitis ulcerosa sieht, ist Myrrhinil-Intest®, eine Kombination aus Myrrheharz, Kamillenblüten-Trockenextrakt und Kaffeekohlepulver. Die Kombination habe in einer Studie gezeigt, dass sie bei Colitis-ulcerosa-Patienten zum Remissionserhalt ebenso wirksam ist wie der synthetische Wirkstoff Mesalazin. Eine weitere Studie weist darauf hin, dass Myrrhinil-Intest® auch eine Therapieoption für Durchfall-geprägte Reizdarm-Patienten ist, da das Phytopharmakon die Darmbarriere zu stabilisieren scheint.

Apropos Kamille: Phytopharmaka können auch ihren Beitrag leisten, wenn die Wirkung nicht anhand klinischer Studien belegt ist. »Die Tatsache, dass es keine oder wenige Studien gibt, bedeutet nicht zwangsläufig, dass es auch nicht wirkt. Für Kamillen-Extrakte erscheint mir zum Beispiel die Wirkung gegen Reizdarm plausibel. Es hat nur noch keiner klinisch geprüft. Spasmolytische Effekte für den gastrointestinalen Bereich sind nur im Tierversuch nachgewiesen. Eine der sehr wenigen klinischen Studie mit Kamillenblüten richtet sich interessanterweise gegen Angststörungen. Das ätherische Öl hat auch eine beruhigende und angstlösende Wirkung.« 

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