Behauptungen über Zecken im Check |
Bisher sind ausgewachsene Hyalomma-Zecken nur selten in Deutschland zu finden. Es ist unklar, ob langfristig eine Population entstehen kann. / Foto: Getty Images/Valter Jacinto
Eher nicht: Manchmal wird dramatisch über Zecken berichtet. Dabei halten sich Gesundheitsgefahren, die von den Spinnentieren ausgehen können, für Menschen in Grenzen, heißt es beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenstich schwere und langfristige Schäden davonzutragen, sei sehr gering. Komplett ausgeschlossen sind solche Folgen aber nicht. Deshalb sollten sich Menschen von Frühjahr bis Herbst in freier Natur vor Zecken schützen.
Falsch: Meist reichen schon ganz einfache Mittel wie langärmelige Hemden, lange Hosen, feste Schuhe und Socken, um sich in freier Natur vor Zecken zu schützen. Günstig ist es, sich in der »Wildnis« die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Dann können die Parasiten deutlich schwerer Hautstellen finden, zustechen und Blut saugen.
Es gibt zudem – ähnlich wie gegen Mücken – chemische Abwehrmittel, die zeitlich beschränkt wirken. Nach einem Spaziergang in freier Natur, vor allem abseits breiter Wege, ist es immer ratsam, sich selbst und vor allem Kinder nach Zecken abzusuchen, heißt es beim Robert Koch-Institut. Die Parasiten setzen sich besonders gern in die weichere Haut von Arm- und Kniebeugen, unter Achseln, am Haaransatz oder im Genitalbereich fest.
Falsch: Am häufigsten kommt in Deutschland der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) als Zeckenart vor. Neben Menschen befällt er unter anderem auch Vögel, Eidechsen, Igel, Hasen, Reh-, Dam- und Rotwild, Füchse, Hunde und Katzen.
Die meisten Holzböcke sitzen aber weder auf Bäumen noch suchen sie aktiv nach Wirten für ihre Blutmahlzeit. Vielmehr harren sie meist in einer Höhe von 30 bis 60 Zentimetern in Sträuchern, Büschen und Gräsern nahender Beute. Menschen und Tiere streifen sie sich meist im Vorübergehen ab.
Falsch: Im Blut von Mensch und Tier können Krankheitserreger vorkommen, die sich auf die saugende Zecke übertragen und später weitergegeben werden können. Aber wie häufig passiert das?
Bakterien: Dazu gehören zum Beispiel die Borrelien. Rund 30 Prozent der Holzböcke sind Borrelien-Träger, heißt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Borrelien kommen im Mitteldarm von Holzböcken vor. Darum dauert es mehrere Stunden, bis sie nach einem Stich in den menschlichen Organismus gelangen können. Wird eine Zecke recht schnell auf der Haut entdeckt und entfernt, droht also eher keine Gefahr. Kommt es zu einer Infektion beim Menschen (Lyme-Borreliose), zeigt sich das häufig in einer juckenden Rötung rund um die Einstichstelle.
Doch nicht jeder, der durch einen Zeckenstich mit Borrelien in Kontakt kommt, wird auch tatsächlich krank. Oft kann der Körper die Bakterien in Schach halten. Wirklich krank werden nach RKI-Berechnungen 0,3 bis 1,4 Prozent der Menschen, die von einer Zecke gestochen werden. Bleibt eine Infektion lange unentdeckt, kann sie allerdings in Einzelfällen zu komplizierten Verläufen führen, die aufwendige Behandlungen nötig machen. Im Frühstadium hilft ein Antibiotikum meist gut. Die genaue Häufigkeit der Erkrankung in Deutschland ist nicht bekannt. Nach vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewerteten Daten wurde 2021 bei rund 325.000 gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten eine Lyme-Borreliose diagnostiziert.
Viren: Die zweite häufig von Zecken übertragene Krankheit ist eine Form von Hirn- oder Rückenmarkentzündung, die Frühsommer-Meningoenzephalitis oder kurz FSME, die sich akut oft durch hohes Fieber zeigt. Gegen das Virus, das in den Speicheldrüsen der Parasiten sitzt und deshalb schnell übertragen wird, gibt es eine Impfung. Sie wird vor allem für Risikogebiete empfohlen. Dazu zählen in Deutschland vor allem Baden-Württemberg und Bayern, aber auch Teile von Hessen, Thüringen und Sachsen sowie einzelne Landkreise in anderen Bundesländern.
FSME-Infektionen bei Menschen sind in Deutschland meldepflichtig. Nach Daten des Robert Koch-Instituts kommen sie selten vor, jährlich nur 300 bis 600 Mal. Das liegt auch daran, dass selbst in Risikogebieten nur ein sehr kleiner Teil der Zecken – bis zu fünf Prozent – mit dem FSME-Virus infiziert ist. Viele Infektionen verlaufen auch hier ohne sichtbare oder mit milden Symptomen. FSME kann beim Menschen allerdings in sehr seltenen Fällen tödlich enden oder Langzeitschäden wie Lähmungserscheinungen hervorrufen.