Bei Blinddarmentzündung operieren oder abwarten? |
Letzte Gewissheit bringt nur die Operation. Manchmal stellt sich dann heraus, dass der Wurmfortsatz gar nicht entzündet ist und die Schmerzen offenbar eine andere Ursache haben
Nicht selten zeigt erst die Operation, ob der Blinddarm die Symptome verursacht hat. / Foto: Fotolia/Gpoint Studio
Mit einer Blinddarmentzündung ist nicht zu spaßen. Wird sie nicht rechtzeitig behandelt, kann der Blinddarm »durchbrechen«, das heißt die entzündete Darmwand reißt und Stuhl, Eiter sowie infektiöse Bakterien gelangen in den Bauchraum. Dies kann eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) hervorrufen. Manchmal führt sie bei Mädchen und jungen Frauen zu Unfruchtbarkeit. Bei einer akuten Blinddarmentzündung mit ausgeprägter Symptomatik muss daher immer so schnell wie möglich operiert werden, um den drohenden Durchbruch zu verhindern. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte empfiehlt, ein Kind, das länger als drei Stunden unter unklaren Bauchschmerzen leidet, immer zu einem Kinder- und Jugendarzt oder sofort ins Krankenhaus zu bringen.
Bei leichteren oder unklaren Fällen warten die Ärzte häufig erst einmal ab und verordnen dem Patienten Bettruhe. In dieser Phase ist eine genaue Beobachtung des Patienten mit wiederholten Blutentnahmen erforderlich, um sofort erkennen zu können, wann sich das Geschehen verschlechtert.
Als Alternative zur Operation bei einer unkomplizierten akuten Blinddarmentzündung verordnen Ärzte mitunter auch ein Antibiotikum und Bettruhe. Nicht selten verschwindet die Entzündung dann wieder. In einer finnischen Studie aus dem Jahr 2018 waren 257 erwachsene Patienten mit akuter Blinddarmentzündung statt Operation mit einem Antibiotikum behandelt worden. Die Beschwerden besserten sich, und die Patienten konnten aus dem Krankenhaus entlassen werden. Allerdings entwickelten 39 Prozent von ihnen innerhalb von fünf Jahren erneut eine Blinddarmentzündung. Bei Kindern scheint die Antibiotika-Gabe auf Dauer weniger erfolgreich zu sein als bei Erwachsenen, so dass sich Eltern früher oder später meist doch für eine Operation entscheiden. Bei wiederkehrenden leichten Blinddarmentzündungen wird der Arzt möglicherweise raten, den Blinddarm »geplant« in einem entzündungsfreien Intervall zu entfernen, um einem möglichen Notfall zuvor zu kommen.