Bei Diabetes ist Bewegung die beste Medizin |
Die Diabetologin erklärt, wie genau sich Bewegung auf den Blutzucker auswirkt. Vier Faktoren spielen dabei eine Rolle.
Professorin Christine Joisten von der Deutschen Sporthochschule in Köln hält Bewegung – eingebettet in einen gesunden Lebensstil – für das entscheidende Mittel, um bei Typ-2 gegenzusteuern. »Bewegung ist Medizin«, sagt die Leiterin der Abteilung Bewegungs- und Gesundheitsförderung.
Dafür müsse man weder Marathon laufen noch Bodybuilderin werden. Schon kleine Veränderungen machen einen großen Unterschied. Die beste Strategie ist also nicht, sich vorzunehmen, von nun an täglich mehr als 10.000 Schritte zu gehen. Denn das lässt einen nach drei gescheiterten Tagen womöglich gefrustet aufgeben. Stattdessen kann man versuchen, in den nächsten Wochen täglich 1000 bis 2000 Schritte mehr als jetzt zu gehen. Und: Damit man langfristig am Ball bleibt, müssen Sport und Bewegung Spaß machen. Das Motto lautet also: ausprobieren und sich vor allem nicht entmutigen lassen.
Joisten plädiert in Sachen Sport für mehr Wertschätzung sich selbst gegenüber: »Wenn man eine Sprache lernt, erwartet man ja auch nicht, dass man die innerhalb von zwei Wochen kann. Wieso tun wir das bei Bewegung?«, sagt die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention.
Was gibt es für Neu- oder Wiederanfänger mit Diabetes in Sachen Sport zu beachten? Das kommt darauf an, was man machen möchte, sagt Joisten. »Die Alltagsaktivitäten ausweiten, mehr Schritte gehen, das ist immer möglich«, betont die Expertin.
Wer mehr machen möchte, bespricht seine Pläne am besten mit der Ärztin oder dem Arzt. Für Frauen ab 50 und Männer ab 40 Jahren oder bei einem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Familie sei ein Belastungs-EKG vor dem Start empfehlenswert. Wer einen zu hohen Blutdruck hat – oft eine Begleiterkrankung bei Diabetes – sollte auf allzu anstrengende Belastungen verzichten.
Immer wieder Thema: Welche ist die richtige Sportart für Menschen mit Diabetes? »Völlig Wurscht«, sagt Christine Joisten. »Das, was Spaß macht.« Wer nicht ins Schwimmbad oder aufs Rad mag, probiert es vielleicht erstmal mit einem Online-Kurs – von Tanzchoreografien bis Pilates ist alles zu finden. Zum Ausprobieren seien diese Angebote völlig okay, betont die Sportwissenschaftlerin – um zu schauen, was Spaß macht und erste Berührungsängste mit Sport abzubauen. Auf Dauer sind allerdings die korrekte Ausführung und eine professionelle Anleitung wichtig.