Beim zweiten Mal schlimmer |
Der Juckreiz durch Krätzmilben ist kaum auszuhalten. / Foto: Adobe Stock/DimaBerlin
Über Jahrhunderte hinweg war die Krätze eine gut bekannte und weit verbreitete Hautkrankheit. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts verschwand sie für einige Zeit aus dem öffentlichen Bewusstsein, bis sie in den letzten Jahren wieder auffallend häufig diagnostiziert wurde. So stieg laut der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein die Anzahl der dokumentierten Behandlungsfälle von 2014 bis 2016 um 200 Prozent. Nach Angaben der Barmer Krankenversicherung erhöhte sich die Zahl der Verordnungen für Antiskabiosa von 2016 auf 2017 um 60 Prozent. Das Robert-Koch-Institut (RKI) registrierte bei der Analyse der Krätze-Meldungen von Gesundheitsämtern im Jahr 2015 und 2016 bei zwei Dritteln der Einrichtungen eine Zunahme der Fälle. Eine eindeutige Ursache für diesen Trend gibt es bisher nicht. Experten vermuten, dass es sich um ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren handeln könnte, welche die Bedingungen für die Übertragung der Krankheit verbessert haben. Wirklich weg war die Krätze nämlich auch in der Zwischenzeit nicht. In Einrichtungen, in denen viele Menschen zusammenkommen, gab es immer wieder Ausbrüche.
Die Krätze ist eine parasitäre Hauterkrankung, die durch die winzig kleine, maximal 0,5 Millimeter große Krätzmilbe ausgelöst wird. Für eine Ansteckung reichen bereits wenige Milben oder ein einzelnes befruchtetes Weibchen, das durch Hautkontakt weitergegeben wird. Schnell sind die Tiere allerdings nicht. Für eine Übertragung ist ein anhaltender Hautkontakt von mindestens fünf bis zehn Minuten erforderlich. Typische Übertragungssituationen stellen etwa das Schlafen in einem gemeinsamen Bett, Kuscheln oder Körperpflege von Babys und Kleinkindern, die Versorgung von Kranken und Pflegebedürftigen sowie Sexualkontakte dar. Zwischen Kindern wird die Krätze meist beim gemeinsamen Spielen übertragen. Distanzierte soziale Kontakte wie das Händeschütteln oder eine Umarmung hingegen gelten nicht als gefährlich. Eine Ausnahme bildet die Scabies crustosa. Bei dieser besonders schweren Form der Krätze befinden sich Tausende Milben auf der Haut des Betroffenen, die bereits bei kurzen Kontakten übertragen werden können. Scabies crustosa tritt vor allem bei Menschen mit einer Immunschwäche auf.
Haben die Krätzmilben einen neuen Wirt gefunden, bohren sie sich in die oberste Hornschicht der Haut ein und legen kleine, kommaartige Gänge an. In ihnen legen die Weibchen pro Tag bis zu vier Eier ab. Sichtbar ist das Ganze von außen in der Regel nicht. Um Gänge und Milben sicher nachweisen zu können, ist eine mikroskopische Untersuchung nötig. Auffällig sind bisweilen die kleinen, etwa stecknadelkopfgroßen Bläschen, die sich am Ende der Gänge bilden. Gerade im Anfangsstadium der Erkrankung können sie Insektenstichen oder Flohbissen sehr ähnlich sehen. Besteht die Krätze länger, entwickelt sich ein großflächiger Ausschlag, der mitunter als allergische Reaktion fehlinterpretiert werden kann.