Booster für Testosteron? |
Das Erdsternchen wächst invasiv und die Klettfrüchte sind wie mit Stacheln besetzte Waffen, die Fahrradreifen durchstechen und schmerzhafte Verletzungen an nackten Füßen oder den Mäulern von weidenden Tieren verursachen können. / Foto: Adobe Stock/noppharat
Obwohl der Extrakt von Tribulus terrestris seit den 1980er-Jahren unter Markennamen wie Tribestan angeboten wird, fehlen ausreichende Nachweise für die ihm zugeschriebenen Wirkungen. Studien, die die angeblich anabole Wirkung belegen sollen, die sich Sportler in der Bodybuilding- und Fitnessszene erhoffen, sind nicht in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht worden. Die Wirkstoffe von Tribulus Terrestris sind bisher von der WADA (World Anti-Doping Agency) auch nicht als Dopingmittel verboten. Bei einer eindeutig nachgewiesenen anabolen Wirksamkeit wären die Stoffe höchstwahrscheinlich auf der Verbotsliste aufgeführt.
Besser erforscht ist die Wirkung von Tribulus terrestris bei sexuellen Funktionsstörungen wie erektiler Dysfunktion bei Männern. Die Ergebnisse sind jedoch widersprüchlich. 2017 ergab eine placebokontrollierte Studie mit 180 Männern mit erektiler Dysfunktion (ED) eine signifikante Verbesserung der Sexualfunktion. Eine frühere Studie aus 2014 mit 30 Männern hatte jedoch ergeben, dass Tribulus terrestris bei der Verbesserung der Symptome von ED oder des Gesamttestosterons im Serum nicht wirksamer war als Placebo. Es gibt auch Studien, in denen Erdsternchen-Extrakte zusammen mit anderen Komponenten den Testosteronspiegel erhöhten. Es ist jedoch unklar, welche Bestandteile der Mischung zu diesem Effekt beitrugen.
Hypoaktive Sexualfunktionsstörung bei Frauen, Wechseljahrsbeschwerden, das prämenstruelle Syndrom (PMS) und Unfruchtbarkeit werden als weitere mögliche Einsatzgebiete von Tribulus Terrestris diskutiert. 2021 überprüften Autoren in einem Review die Wirkung auf das weibliche Fortpflanzungssystem. Sie konnten unter anderem eine Steigerung des Sexualverlangens bei Patientinnen mit postmenopausalem Syndrom feststellen sowie im Tierversuch oder beim In-vitro-Experiment positive Effekte zum Beispiel beim polyzystischen Ovarialsyndrom, bei Eierstock- und Brustkrebs. Nach Ansicht der Autoren ist die Wirkung auf das weibliche Fortpflanzungssystem auf das Saponin Protodioscin zurückzuführen.
In einem systematischen Review aus 2020 ging es um die Wirksamkeit und Sicherheit von Tribulus terrestris zur Behandlung weiblicher sexueller Dysfunktion. Nach ein bis drei Monaten Behandlung wiesen prämenopausale und postmenopausale Frauen, die randomisiert Tribulus Terrestris erhalten hatten, einen signifikanten Anstieg der Sexualfunktionswerte auf. Der Serumtestosteronspiegel stieg nach drei Monaten bei prämenopausalen Frauen an. Die Autoren erklärten jedoch, dass die Evidenz aus den eingeschlossenen Arbeiten schwach sei.
Tribulus Terrestris soll auch bei verschiedenen anderen Erkrankungen hilfreich sein, darunter bei Harnwegsinfektionen, Nierensteinen, Bluthochdruck, Angina pectoris, Hypercholesterinämie, Magen-Darm-Erkrankungen, Durchfall und Lebererkrankungen. Wissenschaftler haben 2022 systematisch Studien überprüft, um die Wirkung auf immunologische, hämatologische, biochemische, renale, lipidische, hormonelle und entzündungshemmende Parameter bei körperlich aktiven erwachsenen Männern zu bewerten. Bei den Teilnehmern verbesserte sich unter der Einnahme das Lipidprofil signifikant. Hämatologische Biomarker etwa für die Niere und Leber zeigten positive Veränderungen. Es wurden keine Auswirkungen auf Marker für Muskelschäden oder das Immun- oder Hormonsystem beobachtet.