Candida auris – vom Ohr in die Welt |
Barbara Döring |
23.07.2024 12:00 Uhr |
Candida auris ist vor allem für Menschen mit schweren Vorerkrankungen, chronischen Erkrankungen und geschwächtem Immunsystem gefährlich, zum Beispiel für Patienten auf Intensivstationen. Experten warnen jedoch vor Panikmache und betonen, dass eine Besiedlung mit dem Pilz für Gesunde in der Regel keine Bedrohung darstellt. Die meisten Betroffenen bemerken davon gar nichts.
Seit Juli 2023 gibt es in Deutschland eine Meldepflicht für Candida-auris-Infektionen, allerdings gilt sie nur, wenn der Pilz in primär sterilen Proben wie Blut nachgewiesen wird. Es ist in Deutschland die erste Meldepflicht für eine Pilzinfektion. Nicht meldepflichtig sind jedoch Nachweise bei Abstrichen von Nase, Rachen, Haut oder Wunden. Diese sind zurzeit nur bei Ausbrüchen in Krankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen zu melden. Nachdem die Fallzahlen im vergangenen Jahr stärker angestiegen sind, plädieren Experten des NRZMyk aber für eine generelle Meldepflicht.
Die meisten Candida-auris-Infektionen können bislang mit Antimykotika behandelt werden. Die Therapie wird jedoch durch die Tatsache erschwert, dass der Erreger potenziell gegen alle verfügbaren Antimykotika-Klassen Resistenzen entwickeln kann. Zur Behandlung stehen nur wenige Wirkstoffe zur Verfügung. Die Resistenzrate gegenüber Fluconazol liegt bereits über 80 Prozent, gegenüber Voriconazol bei 50 Prozent.
Auch auf die als Erstlinientherapie empfohlene Wirkstoffklasse der Echinocandine spricht die Infektion oft nicht mehr an. Experten raten deshalb zu erhöhter Aufmerksamkeit. Die Behandlung einer reinen Candida-auris-Besiedlung ohne Zeichen einer Infektion wird nicht empfohlen. Zur Dekolonisation können antiseptische Zubereitungen auf Basis von Octenidin, Chlorhexidin oder Polyhexanid zur Anwendung kommen.
Es gibt Hinweise auf eine erhöhte Resistenz von Candida auris gegen Desinfektionsmittel, vor allem quartäre Ammoniumverbindungen. Auch Chlorhexidin hat nur eine begrenzte Wirksamkeit. Wird ein Patient, der infiziert war, aus dem Krankenhaus oder Pflegeheim entlassen, sollte das Zimmer mit einem levuroziden, also gegen Hefepilze wirksamen, Mittel gegen Sprosspilze, zum Beispiel auf H2O2-Basis, desinfiziert werden.