Corona-Therapien auf dem Prüfstand |
Katja Egermeier |
12.02.2021 09:00 Uhr |
Bei schweren Verläufen von Covid-19 ist es irgendwann nicht mehr das Virus selbst, sondern die überschießende Reaktion des eigenen Immunsystems, das den Patienten zu schaffen macht. Solche Überreaktionen können durch dämpfende Immunmodulatoren reguliert werden, die auch gegen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multiple Sklerose eingesetzt werden.
Das Glucocorticoid Dexamethason beispielsweise, mit dem allergische Reaktionen, Asthma oder rheumatoide Arthritis behandelt werden, habe bei schwerstkranken und beatmeten Covid-19-Patienten in einer Studie die Sterblichkeit deutlich senken können, so der BPI.
Auch der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt den Einsatz von Dexamethason bei beatmeten Covid-19-Patienten. Für Patienten ohne zusätzlichen Sauerstoffbedarf oder Beatmung gilt diese Empfehlung ausdrücklich nicht. Dass es sich um einen Gruppeneffekt der Glucocorticoide handelt, gilt als wahrscheinlich. Auch mit anderen Corticoiden wurden positive Ergebnisse bei schwerkranken Covid-19-Patienten erzielt.
Auch andere Immunmodulatoren wie Baricitinib oder Tocilizumab, beide ebenfalls aus der Rheumatherapie bekannt, werden dahingehend untersucht. Baricitinib hat in den USA sogar wie Remdesivir bereits eine entsprechende Notfallzulassung.
Eigentlich eine alte Methode: Patienten werden mit Antikörpern gegen SARS-CoV-2-Viren aus dem Blutserum von Menschen therapiert, die die Infektion bereits überstanden haben. Die Antikörper sind in der Lage, die Viren im Körper zu neutralisieren.
In den USA haben die gentechnisch hergestellten Antikörper Bamlanivimab, die Kombination Bamlanivimab mit Etesivimab sowie die Kombination aus Casirivimab und Imdevimab (Präparat REGN-COV2) bereits eine Notfallzulassung zur Behandlung leichter bis moderater Covid-19-Erkrankung erhalten.
In Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Januar für 400 Millionen Euro 200.000 Dosen der Antikörper-Präparate Bamlanivimab und REGN-COV2 gekauft. Viele Forscher sind jedoch skeptisch, unter anderem weil sich gezeigt habe, dass die Antikörper bei fortgeschrittenen Covid-19-Erkrankungen nicht effektiv sind. Anfang Februar hat nun die Europäische Arzneimittelagentur EMA mit der Prüfung des Antikörper-Präparats REGN-COV2 begonnen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.