Das ändert sich bei der Notfallversorgung |
Am Empfangstresen der integrierten Notfallzentren (INZ) soll es eine Ersteinschätzung geben: Wohin geht es für die Hilfesuchenden als nächstes – in die Notaufnahme oder eine nahe Notdienstpraxis? Lauterbachs erklärtes Ziel: Patientinnen und Patienten sollen dort behandelt werden, wo es am besten und schnellsten geht. Die INZ sollen so im Land verteilt werden, dass mindestens eines stets gut erreichbar ist. Die angeschlossenen Notdienstpraxen sollen abends immer bis 21 Uhr offen haben – auch an Wochenenden und Feiertagen.
Lauterbach will, dass in der Notfallversorgung «erfahrenes ärztliches Personal» eingesetzt wird. Das Geld für die Notfallzentren soll zur Hälfte von den Krankenkassen und zur Hälfte von den Kassenärztlichen Vereinigungen kommen.
Tatsächlich soll die Leitstelle über Software verfügen, die klaren und schnellen Einschätzungen der Notfälle dienen sollen. Die Ärztin oder der Arzt können telefonisch oder per Video einen Praxis- oder Klinikbesuch als nicht nötig erachten. In so einem Fall soll aber auch ein elektronisches Rezept oder eine elektronische Krankschreibung ausgestellt werden können.
Die Notfallambulanzen sind heute teils überfüllt. Jede und jeder Dritte in einer Notaufnahme wäre nach Einschätzung Lauterbachs in einer Praxis besser aufgehoben. Oft komme Rettung auch zu spät, würden schwere Notfälle zu spät richtig eingeschätzt. Die Schwere des Notfalls werde aber auch oft überschätzt.
Sie sind sich ausnahmsweise einmal einig. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) lobt positive Ansätze, zweifelt aber an voller Umsetzbarkeit. Dazu sei zu wenig Personal da. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband warnt deshalb sogar vor einem Scheitern der Reform. Die Vize-Chefin des Krankenkassen-Spitzenverbands, Stefanie Stoff-Ahnis, sagte: »Das Notfallgesetz enthält viele richtige Ansatzpunkte, um die Versorgung unserer Versicherten zu verbessern.« Doch die Kassenärztlichen Vereinigungen dürften nicht vor unlösbare Personalprobleme gestellt werden. Lauterbach argumentierte: »Wir konzentrieren ja die Notfallversorgung, sodass es keine redundanten Strukturen gibt. Und wir vermeiden Notfälle.« Auch neue finanzielle Anreize solle es geben. Konkret sieht er aber auch die Möglichkeit, Fachärztinnen und -ärzten in die Notfallversorgung umzuleiten.