Das Einmaleins der Zellzahlen |
Das große Blutbild besteht aus dem kleinen Blutbild und dem Differentialblutbild. Darin werden die Leukozyten in ihre Untergruppen aufgeschlüsselt. Leukozyten werden weiße Blutkörperchen genannt, da sie keinen Blutfarbstoff besitzen. Als Teil des Immunsystems spielen sie sowohl bei der spezifischen als auch bei der unspezifischen Immunabwehr eine Rolle. Sie sind bei Infektionen, Entzündungen, allergischen Reaktionen und Autoimmunerkrankungen involviert. Die Leukozyten machen nur 1 Prozent der Blutzellen aus. Wenn ihre Anzahl erniedrigt ist, spricht man von einer Leukopenie, ist sie erhöht, von einer Leukozytose. Änderungen der Leukozyten weisen auf eine gestörte oder aktivierte Immunabwehr hin.
Zu den Leukozyten zählen die Granulozyten, die Monozyten und die Lymphozyten. Um die jeweiligen Anteile zu ermitteln, wird ein Blutausstrich eingefärbt. Die prozentualen Anteile werden aus 100 ausgezählten Leukozyten bestimmt. Die Granulozyten werden je nach Färbung ihrer Granula in die Untergruppen Neutrophile, Eosinophile und Basophile eingeteilt. Neutrophile Granulozyten stellen die größte Gruppe innerhalb der Leukozyten und haben einen Anteil von 50 bis 80 Prozent. Sie identifizieren Mikroorganismen und nehmen diese als Phagozyten (Fresszellen) auf. Ihre Granula erscheint nach Pappenheim-Färbung schwach hellviolett. Junge Neutrophile weisen stabkernige Zellkerne auf, die später segmentkernig werden. Finden sich überproportional viele junge stabkernige Granulozyten, weist das auf eine akute Entzündung hin (»neutrophile Kampfphase«). In der Fachsprache spricht man von einer Linksverschiebung. Eine weitere Art von Fresszellen sind die eosinophilen Granulozyten mit rötlich angefärbter Granula. Sie inaktivieren zusätzlich Histamin und nehmen Antigen-Antikörper-Komplexe auf. Eosinophile sind wichtig für die Parasitenabwehr. Basophile Granulozyten erscheinen nach Anfärbung dunkelviolett und sind unter anderem an der allergischen Sofortreaktion beteiligt. Bei Monozyten handelt es sich um große Fresszellen, die Erreger mit ihren eigenen Enzymen auflösen und Zellen zur Abwehr aktivieren. Sie halten sich hauptsächlich im Gewebe auf. Ihr Anteil liegt bei bis zu 10 Prozent der Leukozyten. Die Anzahl der Monozyten ist erhöht, wenn der Gipfel einer Infektion überwunden ist (»monozytäre Überwindungsphase«).
Bis zu 45 Prozent der Leukozyten sind Lymphozyten. Sie splitten sich in T-Lymphozyten und B-Lymphozyten auf. T-Lymphozyten werden zu T-Helferzellen und zytotoxischen T-Zellen, nachdem sie einen Antigenkontakt gehabt haben. T-Helferzellen stimulieren die Immunabwehr, zytotoxische T-Zellen zerstören fremde und Tumorzellen. B-Lymphozyten entwickeln sich nach Antigenkontakt zu antikörperproduzierenden Plasmazellen. Die Lymphozytenzahl ist ebenso wie die Eosinophilenzahl erhöht, wenn eine Infektion am Abklingen ist (»lymphozytär-eosinophile Heilphase«).