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Permanent Make-up und Wimpern-Extensions

Das kann ins Auge gehen!

Permanent Make-up und Wimpern-Extensions erleben derzeit einen Boom. Dabei kann allerdings die Augengesundheit ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Möglich sind etwa Ekzeme und Entzündungen, Infektionen, Wimpernverlust oder ein trockenes Auge.
AutorKontaktBarbara Erbe
Datum 14.08.2025  12:00 Uhr

Wimperntusche, Lidschatten oder Kajal auftragen, das ist für viele Frauen – und einige Männer – Routine. Inzwischen aber ziehen nicht wenige von ihnen dem täglichen Ritual längerfristige Lösungen vor, beispielsweise in Form von Wimpernverlängerungen («Extensions«) oder Lidstrich-Tätowierungen. Die würden zwar von vielen Kosmetikstudios und Make-up-Artists angeboten, seien aber längst nicht so unbedenklich, wie viele meinen, warnt Professorin Dr. Elisabeth M. Messmer von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München.

»Sie können zu schwerwiegenden Nebenwirkungen führen, dessen muss man sich bewusst sein«, warnt sie im Gespräch mit PTA-Forum. Als Gesamtpräsidiumsmitglied der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) weiß sie, dass Augenbeschwerden nach dem Anbringen von Wimpern-Extensions sehr häufig sind. »Viele Frauen beklagen danach Probleme wie ein trockenes Auge, juckende Augenlider, verstärktes Tränen, Brennen, Lidschwellungen, Schmerzen, Schattensehen, Wimpernfehlstellung und ausfallende Wimpern oder eitriges Sekret.« Als Ärztin sehe sie zwar nur diejenigen, deren Komplikationen so schwer seien, dass sie der medizinischen Behandlung bedürfen, aber allein deren Zahl sei schon beträchtlich.

Allergie- und Entzündungsgefahr

»Zu den häufigsten akuten Störungen zählt das behandlungsbedürftige allergische Kontaktekzem am Lidrand, meist ausgelöst durch den verwendeten Klebstoff«, erklärt Messmer. Auch Entzündungen des Lidrands und der Bindehaut würden beobachtet. »Ein langfristiger negativer Effekt ist die Verkalkung der Wimpernbasis sowie der Verlust von eigenen Wimpern durch eine Verletzung am Haarschaft.« In seltenen Fällen könne es zu einer Infektion oder auch Erosion der Hornhaut durch Migration von Nylonfasern kommen.

Vor einer Augenoperation müssten Wimpern-Extensions unbedingt komplett entfernt werden. Denn um bei einer Operation Blutgefäße zu verschließen und so Blutungen zu stoppen, wird in der Regel Hitze eingesetzt – und dabei können künstliche Wimpern schnell Feuer fangen.

Ein Lidstrich-Tattoo könne wiederum zur Entwicklung eines trockenen Auges beitragen, kann Messmer aus eigener ärztlicher Erfahrung berichten. Auch Studien hätten dies gezeigt. So reiße der Tränenfilm bei Frauen mit Lidstrich-Tattoo signifikant schneller auf als bei gleichaltrigen Frauen ohne solche Tattoos. »Auch ist ihre Augenhornhaut signifikant häufiger an der Oberfläche beschädigt.« Das Ausmaß der Veränderungen korreliere dabei mit der Nähe des Tattoos zu den Ausführungsgängen der Meibomdrüsen – also der Talgdrüsen, die sich am Rand der Augenlider befinden und die das ölige Sekret produzieren, das für die Stabilität des Tränenfilms und für das Verhindern seiner Verdunstung wichtig ist.

Risiko Tattoo-Tinte

Die Wirkungen der in die Haut eingebrachten Farbtinte von Tattoos auf den Organismus sind im Übrigen noch weitgehend unerforscht. Als gesichert gilt nur, dass sich die Pigmente oder deren Abbauprodukte an anderen Stellen im Körper wie Lymphknoten oder der Leber wiederfinden können. Gesundheitliche Bewertungen lägen nur für einen Bruchteil aller möglichen Farbpigmente vor, warnen sowohl die Verbraucherzentralen als auch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Letzteres betont in seiner Stellungnahme »Gesundheitsgefahren durch Tätowierungen und Permanent Make-up«: »Tattoos und Permanent Make-up können unter bestimmten Bedingungen ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher darstellen.«

Das BfR begrüßt daher die geplante nationale Verordnung, die Mittel zum Tätowieren regeln soll. »Im Rahmen dieser Regelung sollten problematische Farbmittel, die krebserregende (karzinogene), erbgutschädigende (mutagene), die Fortpflanzung beeinträchtigende (reproduktionstoxische) oder Allergie auslösende (sensibilisierende) Eigenschaften aufweisen oder die in krebserzeugende aromatische Amine gespalten werden können, für diese Zwecke verboten werden.« Die Tattoo-Tinte beurteilt auch Messmer sehr kritisch. »Sie konnte bis 2022 Antimon, Cadmium, Eisen, Chrom, Kobalt, Nickel und Arsen enthalten und, war bis dahin nicht reglementiert.«

Auf jeden Fall müsse, wer sich einen Lidstrich als Tattoo stechen lässt, nach der Behandlung für einige Stunden oder auch Tage mit Lidschwellungen und -rötungen rechnen, erläutert die Ophthalmologin. »Es können aber auch allergische Reaktionen in Form von Ekzemen auftreten oder langwierige Entzündungen oder Infektionen mit Staphylokokken, Streptokokken, Hepatitis und HIV – vor allem bei unhygienischem Arbeiten.«

Aus diesem Grund weisen auch die Verbraucherzentralen eindringlich darauf hin, dass die Person, die das (Augen-)Tattoo sticht, unbedingt eine Hygieneschulung absolviert haben sollte. »Vor einer Behandlung sollten Sie auch fragen, ob im Studio ein separater Raum mit abwischbaren Oberflächen und Liegen mit frischen Einwegtüchern vorhanden ist und ob die verwendeten Nadeln und Instrumente steril sind«, rät die Expertin.

Sie weist in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass keine Berufsausbildung zur Kosmetikerin erforderlich ist, um sich im Bereich Permanent Make-up selbstständig zu machen. »Schulungen umfassen oft nur wenige Tage, anschließend erhalten die Absolventen ein Zertifikat, das die Qualifikation offiziell bestätigt.« Selbst wenn Einmalnadeln verwendet und Farben von vertrauenswürdigen Herstellern bezogen würden, enthielten moderne Tattoo-Tinten »potenziell äußerst toxische Substanzen«.

Gefährliche Chirurgie

Messmer warnt eindringlich vor drei weiteren kosmetischen Prozeduren an der Binde- und Hornhaut. Bei der sogenannten I-Brite-Prozedur wird chirurgisch ein Teil der gefäßhaltigen Bindehaut entfernt und mit Mitomycin nachbehandelt, einem Medikament, das aus der Krebstherapie bekannt ist. Diese Therapie verspricht eine Weißfärbung des geröteten Auges, könne aber schwerste Komplikationen wie Geschwüre der Horn- und Bindehaut, Ausdünnen der Lederhaut oder eine Schädigung der Augenmuskeln mit Doppeltsehen auslösen. Ebenso gefährlich seien Augapfel-Tattoos, bei denen die gesamte weiße Bindehaut farbig tätowiert wird. »Nach dieser Form des Tattoos wurden Verletzungen beschrieben, die zum Augenverlust führten«, so Messmer.

Neuerdings lässt sich sogar der Wunsch erfüllen, die Augenfarbe zu ändern – mittels Keratopigmentierung. Dabei macht der Augenchirurg einen Laserschnitt, klappt die vordere Schicht der Hornhaut um und bringt ringförmig Farbpigmente in die mittlere Hornhautschicht ein. Nach diesem Eingriff wurden jedoch nicht nur Probleme mit der Farbpigmentierung beklagt. »Es wurden auch funktionelle und anatomische Probleme berichtet wie störende Lichtempfindlichkeit, Reduktion von Kontrastwahrnehmung, Verlust von Hornhautzellen, trockenes Auge, Bildung von Gefäßen und behandlungsbedürftige Aussackungen an der Hornhaut«, sagt Messmer.

Bei anhaltenden Problemen Arzt aufsuchen

In jedem Fall sollte man Alarmzeichen nach einer kosmetischen Prozedur am Auge ernst nehmen. »Wenn Lid- oder Augenrötung länger als wenige Tage anhalten, sollte man umgehend eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen«, empfiehlt die DOG-Expertin. »Das gilt auch für Schmerzen nach der Prozedur oder eine Sehbeeinträchtigung.«

Augenärzte können im Fall einer Komplikation den Schaden immerhin begrenzen, beispielsweise durch die Behandlung allergischer Lidreaktionen oder akuter oder chronischer Entzündungen am Lidrand, von Oberflächenstörungen und trockenem Auge sowie Verletzungen an der Hornhaut durch Wimpern- oder Kleberreste.

Gehe ein Lidstrich-Tattoo schief oder entspreche nicht den Erwartungen, sei eine Entfernung allerdings nahezu unmöglich, berichtet die Augenexpertin. »Das Entfernen von Wimpern-Extensions wiederum erfordert nicht nur toxische Lösungsmittel, sondern ist häufig mit dem Verlust eigener Wimpern verbunden. Über die Zeit kann es durch den verwendeten Kleber und die häufigen Prozeduren des Befestigens und Entfernens zum bleibenden Verlust von Wimpernfollikeln kommen.«

Da Ärzte selten zurate gezogen werden, wenn es um die geschilderten Augenprozeduren geht, sei es umso hilfreicher, wenn PTA im Kundengespräch über Risiken und – wenn es bereits geschehen ist –, über die bestmögliche Pflege informieren. Wimpern-Extensions etwa müssten besonders gut sauber gehalten werden, damit sie nicht Basis für bakterielle Infektionen und chronische Entzündungen am Lidrand werden. Sobald Komplikationen auftreten, sollte rasch der Besuch einer Augenarztpraxis empfohlen werden.

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