Das richtige Maß Sauberkeit |
Barbara Döring |
02.09.2025 12:00 Uhr |
Nur nicht übertreiben! Einfache Reinigungsmittel sind im Haushalt ausreichend. / © Adobe Stock/Robert Kneschke
Keine Frage: Eine sorgfältige Hygiene ist wichtig, um das Risiko für Infektionen möglichst gering zu halten. Das Wort Hygiene leitet sich nicht umsonst von griechisch »hygieia« ab, was so viel bedeutet, wie »der Gesundheit dienend«. Gerade die Hände kommen tagtäglich in Kontakt mit allen möglichen Gegenständen, die potenziell mit Bakterien oder Viren kontaminiert sein könnten. Regelmäßiges Händewaschen ist spätestens seit Corona für die meisten Menschen selbstverständlich. Manche scheinen es jedoch mit der Hygiene zu übertreiben und verbrauchen im Haushalt Dutzende verschiedene Reiniger oder massenweise Desinfektionsmittel. Andere lassen gerne alle Fünf gerade sein und meiden selbst nach dem Toilettengang das Handwaschbecken.
So zeigte eine Studie kürzlich, dass sich in einer dänischen Klinik 43,7 Prozent der Toilettengänger nach der Notdurft ihre Hände nicht wuschen.
Infektiologen raten nicht erst zur Hygiene, wenn Zeichen der Verschmutzung sichtbar sind. Im Alltag sollten die Hände immer dann gereinigt werden, wenn man nach Hause kommt, die Toilette besucht hat oder einem Kind beim Toilettengang geholfen hat, nach dem Windelwechseln und nach dem Kontakt mit Abfällen, Tieren, Tierfutter oder Tierabfällen. Handhygiene ist auch nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen angezeigt sowie vor dem Essen oder der Anwendung von Medikamenten. Wer Speisen zubereitet, Kontakt zu Kranken hat oder Wunden behandelt, sollte ebenfalls immer mal wieder zwischendurch an die Handhygiene denken.
Wie richtiges Händewaschen funktioniert und dass es 20 bis 30 Sekunden dauert, bis alle Stellen eingeseift sind, ist PTA hinlänglich bekannt. Während in Gesundheitsberufen Desinfektionsmittel gang und gäbe sind, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Privathaushalten mit gesunden Personen, Seife oder Reinigungsmittel mit antibakterieller oder viruzider Wirkung nur in begründeten Ausnahmefällen zu verwenden.
Studien zeigen für eine generelle Anwendung keinen Zusatznutzen für die Hygiene. Im Gegenteil birgt der kritiklose Gebrauch Risiken für den Körper und die Umwelt. So kann es zu Verätzungen kommen, wenn Desinfektionsmittel irrtümlich in die Augen gelangen oder von Kindern verschluckt werden. Zudem stehen sie in Verdacht, die Entwicklung von Allergien zu begünstigen; und manche können die Resistenzentwicklung gegen Antibiotika fördern.
Eine Händedesinfektion ist dann sinnvoll, wenn im Haushalt Personen an einer hochansteckenden Infektion erkrankt oder wegen geschwächter Immunabwehr besonders gefährdet sind. Auch bei der Pflege von Angehörigen kann eine Desinfektion der Hände oder von Oberflächen sinnvoll sein. Dennoch sollte nach Toilettengängen nicht auf Seife verzichtet werden. Zusätzliches Desinfizieren ist dann allerdings nicht erforderlich. Bei der Wahl eines geeigneten Desinfektionsmittels ist zudem relevant, ob es ausschließlich bakterizid oder bei Bedarf auch gegen Viren wirkt. Ein Tipp für den hygienischen Toilettengang: Vor dem Spülen den Toilettendeckel schließen, damit sich keine Aerosole im Bad verteilen. Erst dann sollten Restverschmutzungen entfernt und der Deckel erneut verschlossen werden.
Wer durch häufiges Händewaschen Probleme mit der Haut bekommt, kann mit einer Desinfektion besser beraten sein. So wies die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) während der Coronapandemie darauf hin, dass die empfohlene Reinigung mit Wasser und Seife bei intensiver Hygiene die Haut beeinträchtigen kann. Die Detergenzien können die in der Hornschicht vorhandenen Lipid-Doppellamellen und Peptide, die dem Wasserhaushalt dienen (»Natural Moisturizing Factor«), schädigen und so ein Handekzem begünstigen. Hautarztpraxen berichteten schon wenige Monate nach Beginn der Pandemie über eine Zunahme von Handekzemen.
Die DDG rät deshalb, in Zeiten intensivierter Handhygiene von der Verwendung von Seifen ab. Hautschonender sei dann das Desinfizieren mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel, das möglichst barriereschützende Hilfsstoffe wie Glycerol enthält. Nach der Desinfektion sollten die Hände mit einem Pflegepräparat eingecremt werden, das die Regeneration der Haut unterstützt (wie Dermasence Adtop plus, Excipial® Protect Creme). Als Faustformel gilt: Händewaschen so oft wie nötig, aber so selten wie möglich.