Das rote Rinnsal stoppen |
Barbara Döring |
13.12.2022 12:00 Uhr |
Wenn Nasenbluten auftritt, sollte zunächst der gesamte knorpelige Teil der Nase mit Daumen und Zeigefinger kräftig zusammengedrückt werden. »Dabei wird in der Regel auch der Locus Kiesselbachi abgedrückt, und in 50 Prozent der Fälle hört das Nasenbluten nach spätestens fünf Minuten auf«, erklärt der HNO-Arzt. Wichtig: Der Kopf sollte dabei nicht in den Nacken gelegt werden. Viele machen das automatisch, damit das Blut nicht aus der Nase läuft. So gelangt es jedoch in den Rachen und kann Übelkeit und sogar Erbrechen verursachen. »Blut sollte nicht geschluckt werden, denn es ist ein starkes Brechmittel«, rät Bumm, »zudem kann es in die Luftröhre gelangen und eine Lungenentzündung verursachen.« Der Kopf sollte besser leicht nach vorne geneigt werden. Meist ist die Blutung durch den Druck auf die Nase bald gestoppt.
Wenn es doch länger blutet, lässt sich mit einem Wattebausch nachhelfen, der mit abschwellenden Nasentropfen getränkt und in die Nase gesteckt wird. »Die enthaltenen α-Sympathomimetika verengen die Gefäße und die Blutung lässt schneller nach«, weiß Bumm. Eine Gefahr der Überdosierung besteht dabei nicht. Trockene Watte oder ein Taschentuch sind dagegen weniger geeignet. Beim Herausnehmen könnte der frisch entstandene Wundverschluss abreißen und die Blutung beginnt von Neuem.
Bequem im Gebrauch sind spezielle Nasenstifte, die das Nasenbluten mechanisch stillen (wie Stryphnasal® N). Der Stift aus Hartfett wird in das Nasenloch eingeführt und etwa zehn Minuten leicht in die Nase gedrückt. Das Fett schmilzt durch die Körperwärme und hält gleichzeitig die Nasenschleimhaut geschmeidig. So bleibt der Wundverschluss erhalten, wenn der Stift entfernt wird.
Deutlich schwerwiegender als lokal bedingte Blutungen im vorderen Bereich der Nase sind Blutungen im hinteren Teil. Eine Blutdruckentgleisung bei schlecht eingestelltem Bluthochdruck ist dafür häufig die Ursache. »Wenn der systolische Blutdruck über 200 mm/Hg steigt, kann ein Blutgefäß platzen, das sehr viel weiter hinten gelegen ist, die Arteria sphenopalatina, ein Endast der Oberkieferarterie«, erklärt der HNO-Arzt. Diese Blutungen sind viel stärker und kaum zu stillen. Betroffene sollten dann einen HNO-Arzt aufsuchen oder sich in eine HNO-Klinik bringen lassen.
Für eine erhöhte Blutungsneigung können zudem seltenere Krankheitsbilder die Ursache sein, wie die Bluterkrankheit (Hämophilie), die Thrombopathie – eine angeborene Funktionsstörung der Thrombozyten – oder eine Leukämie. Ebenfalls selten ist die angeborene Gefäßschwäche Morbus Osler. Bei dieser auch als hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie (HHT) bezeichneten erblichen Erkrankung sind manche Blutgefäße krankhaft erweitert und reißen leichter. Das betrifft auch andere Körperbereiche. Nach Schätzungen ist von 5000 Menschen etwa einer betroffen. Anzeichen für Morbus Osler sind häufigeres Nasenbluten ohne erkennbare Ursache und rote Pünktchen auf der Haut. Bei Verdacht geben ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung meist schnell Aufschluss.
Auch Medikamente können verantwortlich sein, wenn die Nase häufiger blutet. Personen, die NOAKS dauerhaft bekommen und durch Nasebohren Nasenbluten haben, bluten ziemlich heftig und lang. Betroffene kann man in der Regel jedoch beruhigen: Kleinere Blutungen der Nase sind in der Regel harmlos und kein Zeichen für eine schlechtere Prognose. In Untersuchungen kam es bei ihnen nach kleinen Blutungsereignissen nicht häufiger zu Schlaganfällen oder anderen thromboembolischen Ereignissen. Dennoch sollte das Blutungsrisiko regelmäßig ärztlich überprüft werden.