Demenzkranke bei der Ernährung unterstützen |
Auch der Hörsinn sollte angesprochen werden: Ein Gong, der zum Essen auffordert, oder ein gemeinsam gesungenes Lied, das regelmäßig den Beginn der Mahlzeit ankündigt, kann akustisch als orientierendes Ritual dienen. Zu besonderen Anlässen, wie Geburtstag oder Weihnachten, kann Musik, die in der Essbiografie hinterlegt ist, positive Erinnerungen wecken. Begleitgeräusche wie das Klappern von Töpfen oder das Geräusch einer Kaffeemaschine stellen zudem Verbindungen zur Nahrungsaufnahme her. Wer etwa jemanden in ein knuspriges Brötchen beißen hört, bekommt nicht selten ebenfalls Lust darauf. Es ist auch immer hilfreich, dem Demenzkranken genau zu erläutern, um welche Mahlzeit im Tagesverlauf es sich handelt, und das Speisenangebot positiv zu beschreiben, um ihn zum Verzehr zu motivieren.
Demenzkranke sollten ermuntert werden, möglichst lange ohne Unterstützung zu essen. Über Kleckern oder das Benutzen der Finger sollte dabei hinweggesehen werden. Essen anzufassen ist ausdrücklich erlaubt, um im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, um welches Nahrungsmittel es sich handelt. Ein Tipp: Wird jeweils nur eine Speise und das dazu gehörige Besteck aufgedeckt, verhindert man unangenehme Erfahrungen, beispielsweise, dass die Suppe mit der Gabel gegessen wird.
Wenn der Umgang mit Besteck nicht mehr erinnert wird, kann Fingerfood angeboten werden: Dieses sollte gut zu greifen, nicht größer als zwei Bissen, leicht kau- und schluckbar und angemessen temperiert sein. Geeignet für eine Hauptmahlzeit sind beispielsweise Rohkost wie Gurkenstücke oder Cocktailtomaten, leicht angedünstete Möhren oder Rosenkohl, Pizzastücke, Hähnchenfleischstreifen, Fischstäbchen oder Minifrikadellen. Für zwischendurch laden kleine Schälchen mit aufgeschnittenem Obst, Nüssen, Minimuffins oder Schokoladenstückchen zum Zugreifen ein. Betroffene mit Bewegungsdrang können sich beim Umhergehen auch an Imbiss-Stationen bedienen, die jedoch strenge hygienische Standards erfüllen und gut organisiert sein müssen.
Durch den fortschreitenden Verlust verschiedener Fähigkeiten haben Demente oft sehr feine Antennen und orientieren sich vorwiegend an ihren Emotionen. Hilfsbereites Pflegepersonal und wiederkehrende Abläufe vermitteln ihnen Sicherheit. Mit respektvollen Tischnachbarn gemeinsam zu essen, gibt Geborgenheit und kann ebenso wie eine ruhige, angenehme Atmosphäre den Appetit fördern.
Das gute Gefühl, nützlich zu sein und beispielsweise beim Vorbereiten einer Mahlzeit oder beim Tischdecken gebraucht zu werden, stärkt das Selbstwertgefühl. Wird es bei fortgeschrittener Demenz nötig, die Betroffenen beim Essen zu unterstützen, ihnen den Mund abzuwischen oder sie zu füttern, ist eine ungestörte Umgebung und ein behutsames Vorgehen nötig. Fühlen sich Betroffene von ihrer Umgebung angenommen, können sie ihr aktuelles Selbst trotz mancher Defizite wertschätzen und sich in ihrer veränderten Welt wohlfühlen.