Der neue Kult ums Ei |
Entspannter als früher in Sachen Eier sind viele Ernährungswissenschaftler. Nahrungscholesterin sei nur bedingt ausschlaggebend für den Cholesterin-Status beim Menschen, sagt der Präventivmediziner und Ernährungswissenschaftler David Fäh. Der Körper fahre bei viel Zufuhr von Cholesterin die Eigenproduktion runter.
Man sei davon weggekommen, einzelne Lebensmittel so isoliert zu betrachten, weil man festgestellt habe, dass das rein statistisch gesehen nicht sauber sei, sagt Fäh, der an der Berner Fachhochschule lehrt. »Es kommt immer auf die Kombination von Lebensmitteln an, auf Ernährungsmuster.« Die Gesundheit hänge vom gesamten Lebensstil ab: körperliche Aktivität, Stressprävention, ein Alkoholkonsum im Rahmen, ob man raucht oder nicht.
Fäh zeigt sich als eine Art Eier-Fan. Das Ei enthalte vieles, sogar Nährstoffe, die man eher von pflanzlichen Lebensmitteln kenne, zum Beispiel Folsäure. »Das Ei ist eine Art Komplettpaket aus Makro- und Mikronährstoffen.« Es ermögliche es einer Zelle, sich außerhalb vom Mutterkörper zu einem Lebewesen zu entwickeln. Das sei ziemlich phänomenal – »wenn man bedenkt, was eine werdende Mutter alles essen muss, damit ein menschliches Kind normal heranwächst«.
Ein Ei enthalte viele Nährstoffe, die auch für heranwachsende Menschen und andere Säugetiere wertvoll seien, sagt Fäh. »Wir wissen von Primaten, dass die teilweise auch auf Jagd gehen nach Vogeleiern und diese auch benötigen, um überwiegend pflanzliche Ernährung zu ergänzen.«
Der Ernährungswissenschaftler betont, dass es durchaus Unterschiede bei der Ei-Zusammensetzung gebe. Eier von freilaufenden Hühnern, die Futter mit Samen und Kernen statt Standardfutter gefressen haben, seien reicher an wertvollen Stoffen wie ungesättigten Fettsäuren.
Und was ist nun mit Ostern? Ist es okay, bei diesem Fest viele Eier innerhalb weniger Tage zu essen? Ja, sagt Fäh. Neueste Studien legen nahe, dass man im Schnitt nicht weit über einem Ei pro Tag essen solle – als erwachsene Person. Bei Kindern könnten es ruhig mehr sein. Aber dieser Durchschnitt sei eher in einem größeren Zeitraum einzuordnen. Ein paar Tage Eier-Exzess sind demnach also in Ordnung.