Der pH-Wert in der Rezeptur |
Juliane Brüggen |
17.09.2021 11:00 Uhr |
Um den pH-Wert einer Rezeptur zu bestimmen, können verschiedene Methoden verwendet werden: Indikatorpapier, Indikatorstäbchen und Messgerät (zum Beispiel Wepa Testo 206 pH 2). Ob der gemessene pH-Wert aber aussagekräftig ist, richte sich danach, ob die äußere Phase Wasser ist, erklärte Peuke. »Wenn die äußere zusammenhängende Phase die Wasserphase ist, werde ich relativ schnell ein Ergebnis haben. Dann habe ich den Farbumschlag.«
Es sei ungleich schwieriger, den pH-Wert zu bestimmen, wenn die äußere Phase eine Fettphase sei. Müsse man zu drastischen Maßnahmen wie einer Verlängerung mit Wasser oder ähnlichem greifen, sei der pH-Wert wahrscheinlich nicht relevant. »Wenn mein pH-Problem sozusagen tröpfchenförmig in der Grundlage versteckt ist, dann habe ich kaum Kontaktpunkte mit dem Wirkstoff oder Bestandteil daran oder darin.« Die pH-Probleme würden sich sicherlich irgendwann zeigen, aber mit einer zeitlichen Verzögerung. In der Rezeptur gehe es immer um die praktische Lösung, Evidenz sei häufig nicht vorhanden.
Bei Individualrezepturen ließen sich immer Pro- und Contra-Argumente für oder gegen die Herstellung finden, sagte Peuke. Doch müsse man letztendlich die Argumente abwägen und zu einer Entscheidung kommen. Sie empfehle, neben der Recherche in Standardwerken und Literatur nach geprüften Einzelfällen Ausschau zu halten.
Als Beispiel nannte Peuke die Kombination aus Clotrimazol, Salicylsäure und Basiscreme. Betrachte man den pH-Wert der Rezeptur (2,5), würde man zu dem Ergebnis kommen, dass sie nicht herstellbar ist, da Clotrimazol bei pH-Werten unterhalb 3,5 instabil wird. Eine ZL-Untersuchung (2015) zeigte allerdings, dass die Rezeptur eine Woche stabil bleibt, was dann der Aufbrauchfrist entspreche. »Ein geprüfter Einzelfall hat eine höhere Priorität als die theoretische Abschätzung«, betonte die Apothekerin. Dies sei als ihre persönliche Einschätzung zu verstehen.
Insgesamt gehe der Weg immer mehr in Richtung Standardrezeptur, was Peuke begrüße. Dennoch müssten Individualrezepturen erhalten bleiben, die zum Beispiel für austherapierte Menschen wichtig seien. Peuke wünsche sich eine Situation, in der Standards überwiegen, aber die Apotheke immer noch Plausibilitätsprüfung kann. »So können wir unsere Kompetenz unter Beweis stellen. Das ist das Salz in der Suppe.«