Die beste Qualität gibt es in der Apotheke |
Der Markt von pflanzlichen Präparaten sei extrem intransparent, merkt Fürst kritisch an. »Das zweite große Stichwort ist neben der pharmazeutischen Qualität die Evidenz beziehungsweise damit zusammenhängend der rechtliche Status. Evidenz durch klinische Studien ist zwar nicht für jede Pflanze vorhanden. Aber bezüglich etwa des Erkältungsbereichs können eine Menge Phytopharmaka wirklich etwas herzeigen. Das sind alles Arzneimittel.«
Derzeit beinhalten aus regulatorischer Sicht die HMPC-Monographien (HMPC: Committee on Herbal Medicinal Products) des Ausschusses für pflanzliche Arzneimittel bei der Europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde EMA den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Die nationalen Behörden der EU-Mitgliedstaaten sollen sie bei der Bewertung von Anträgen auf Zulassung (well-established use) beziehungsweise Registrierung (traditional use) von pflanzlichen Arzneimitteln zugrunde legen. Die Monographien sind nicht unmittelbar bindend, werden aber rechtlich als Empfehlung angesehen.
Daneben gibt es traditionelle Präparate, die auf der Basis tradierten Wissens nach dem ehemaligen § 109a Arzneimittelgesetz registriert wurden. »Per Gesetz darf alles, was in den freiverkäuflichen Ecken der Supermärkte möglich ist, nur traditional use haben. Pharmazeutisch boshaft formuliert könnte man sagen: Dort ist alles unterdosiert für die eigentlichen Anwendungsgebiete«, informiert der Phytopharmaka-Experte.
Und noch einen dritten Vorteil nennt Fürst, den Pflanzen-Präparate aus der Apotheke bieten: die Pharmakovigilanz. »Wenn ein Arzneimittel ein Risiko aufweisen würde, würde das im etablierten Pharmakovigilanzsystem auffallen. Bei einem NEM müsste schon viel passieren, dass im Fall des Falles die Behörden aktiv würden.«
Basis für die Qualität eines Phytopharmakons ist die Qualität der Rohstoffe und der verwendete Teil der Arzneipflanze. »Während noch vor zehn Jahren der überwiegende Anteil an Drogen, die verwendet wurden, aus Wildsammlungen stammte, haben sich heute die Verhältnisse ziemlich geändert. Nach meinen Recherchen wird heute der größere Teil an Pflanzenmaterial durch Anbau gewonnen. Die Firmen investieren, um in Deutschland oder dem europäischen Ausland auch selbst anbauen zu können. Dabei sind eigenes Saatgut und eigener Anbau zwar viel Arbeit. Doch die lohnt sich, weil das pharmazeutische Unternehmen somit die Qualität der Ausgangsware selbst in der Hand hat. Dieser Weg sollte, wann immer möglich, beschritten werden«, so der Phytopharmaka-Experte.
Der in Arzneimitteln verwendete Weißdorn stamme etwa zu einem großen Anteil aus dem Balkan, zum Beispiel aus Rumänien, berichtet Fürst. Dort gebe es noch viele industriell unberührte Landstriche, was sich positiv auf den Schadstoffgehalt der Pflanze und Droge auswirke.