Die Keimfallen kennen |
Isabel Weinert |
21.09.2022 10:30 Uhr |
»Wir bestimmen im Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker viermal im Jahr die biologische Qualität von Wasser, und zwar mittels Membranfiltration«, so Wagner. Termine, zu denen Apotheken teilnehmen können, gibt es zu jedem Quartal. Die ZL-Mitarbeitenden führen eine kontrollierte Bebrütung bei 30 bis 35 Grad Celsius für fünf Tage auf speziellen Agarnährböden aus, dem R2A-Agar. Zur Auswertung werden alle Kolonienbildenden Einheiten pro Platte (KBE) ausgezählt. Die Grenzwerte liegen bei Aqua purificata bei 100 KBE/ml und bei Aqua ad injectabile bei 10 KBE/ml.
Teilnehmende Apotheken können schon seit Jahren mit guten Ergebnissen aufwarten: Nur 5 Prozent entsprechen nicht. »Das ist wirklich ein sehr gutes Ergebnis«, sagt Wagner. Gleichwohl würden diese 5 Prozent in den betroffenen Apotheken gar nicht bemerkt, gäbe es die Untersuchungen des ZL nicht. »Es macht also Sinn, das immer wieder zu prüfen«, so die Apothekerin.
Dreiviertel der Teilnehmer verwenden Bag-in-Box-Systeme. »Auch bei Fertigwasser waren 5 Prozent der Proben nicht in Ordnung«, konstatiert Wagner. Gleiches gilt für Wasser aus dem Ionenaustauscher. »Bei der Destillation und der Umkehrosmose waren hingegen in den vergangenen Jahren alle Proben in Ordnung, allerdings sind das statistisch auch weniger.
Bei Bag-in-Box-Systemen handelt es sich um Kunststoffbeutel mit Zapfhahn. Der Beutel zieht sich immer zusammen, wenn man Wasser entnimmt, so dass nur wenig Luft darin verbleibt. Die Systeme gibt es mit zwei oder mit fünf Litern. Es handelt sich bei diesem Wasser um einen pharmazeutischen Ausgangsstoff, das heißt, man muss es prüfen, es muss den Vorgaben für in Behältnisse abgefülltes Wasser genügen.
Ganz wichtig ist, dass man bei Bag-in-Box-Systemen bei der Entnahme aufpasst, erklärt die Expertin. Es gilt eine Verwendbarkeitsfrist von drei Monaten und das Wasser muss sauber und hygienisch entnommen werden. Das bedeutet: Hände und Zapfhahn müssen desinfiziert und ein Sicherheitsvorlauf von zehn Millilitern verworfen werden. Wagner empfiehlt, eine Standardarbeitsanweisung und ein Logbuch zu haben. Das erinnere immer wieder daran, das Datum des Anbruchs zu dokumentieren.
Wer Wasser über den Ionenaustauscher herstellt, muss es im Anschluss noch antimikrobiell behandeln. Dazu lässt man es entweder fünf Minuten sieden oder filtert mit Einwegfiltern, die im Anschluss verworfen werden. Wagner empfiehlt allerdings das Sieden als einfachere und sicherere Methode. Allerdings muss die Zeitdauer von fünf Minuten unbedingt eingehalten werden. Dazu reiche das Sieden in einem sauberen Topf aus. Im Heißwasserbereiter das Wasser aufzukochen, genüge hingegen nicht.
Die Leitfähigkeit des Wassers müsse man regelmäßig prüfen und dokumentieren. Vor der Nutzung des Ionenaustauschers muss man stets 500 ml Wasser verwerfen. »Denn es gibt einen Gegenioneneffekt, der dazu führt, dass nach Stehenlassen über Nacht erstmal mehr Ionen herauskommen als man will«, weiß Wagner. Die Schläuche müssen möglichst getauscht werden, um die Bildung von Biofilmen zu vermeiden. Für den Einwegfilter lohnt sich der Bubble-Point-Test. Auch bei der Destillation muss ein Vorlauf verworfen, also gespült werden. Schläuche sind mindestens einmal pro Jahr auszutauschen.