Die lautlose Gefahr |
Thrombosen sind vor allem in den tiefen Beinvenen gefährlich, die das Blut zur Lunge transportieren. / Foto: Stock Adobe/Tatiana Shepeleva
Viele Todesfälle aufgrund einer Thrombose könnten verhindert werden, wenn erste Anzeichen richtig gedeutet würden. Der Gefäßverschluss entsteht, wenn ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß ganz oder teilweise verschließt. In beiden Fällen kann es passieren, dass sich das Gerinnsel von der Gefäßwand löst und mit dem Blutstrom in andere Teile des Körpers geschwemmt wird. Welche Folge das hat, hängt davon ab, welche Gefäße betroffen sind. Grundsätzlich werden in der Medizin zwei Typen von Thrombosen unterschieden. Bei der arteriellen Thrombose bildet sich das Blutgerinnsel in einer Arterie. Passiert das in der Halsschlagader, kann ein Schlaganfall eintreten. Eine arterielle Thrombose in einem Herzkranzgefäß kann einen Herzinfarkt verursachen. Entsteht das Blutgerinnsel in einer Vene, liegt eine Venenthrombose vor. Besonders gefährlich sind diese in den tiefen Bein- und Beckenvenen, die das Blut über das Herz zur Lunge transportieren. Löst sich hier ein Gerinnsel von der Gefäßwand ab, kann es für die Atmung wichtige Gefäße verschließen und eine Lungenembolie verursachen.
Tiefe Beinvenenthrombosen zählen mit 60 Prozent zu den häufigsten Thrombose-Formen, gefolgt von den Beckenvenenthrombosen mit 30 Prozent. Venenthrombosen sind somit wesentlich häufiger als arterielle Thrombosen und stark altersabhängig. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin (DGA) erleidet jährlich einer von 10.000 Menschen zwischen 20 und 40 Jahren eine Beinvenenthrombose oder Lungenembolie. Im Alter über 75 Jahren ist einer von 100 betroffen. Allein in Deutschland sterben jedes Jahr mehr als 40.000 Menschen an den Folgen einer Lungenembolie – das sind mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Aids, Prostata- und Brustkrebs zusammen, wie das Aktionsbündnis Thrombose in einer Pressemitteilung zum diesjährigen Welt-Thrombose-Tag erklärt.
Nach dem Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Lungenembolie die dritthäufigste tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankung und dennoch ist das Wissen rund um Thrombose und Lungenembolie in der Bevölkerung wesentlich begrenzter. Laut einer Umfrage der Internationalen Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung (ISTH) haben 50 Prozent der Befragten den Begriff Lungenembolie noch nie gehört. Erschwerend kommt hinzu, dass die Symptome einer Thrombose wesentlich mehr Raum für Fehlinterpretationen lassen als zum Beispiel der klassische Brustschmerz bei einem Herzinfarkt.