Ein eher optisches Problem kann das sogenannte Ozempic-Face werden. Denn durch die Abnehmspritze wird nicht nur die Körpersilhouette schmaler, sondern auch das Gesicht. Die Folge: deutlich tiefere Falten, eingefallene Wangen und schlaffe Haut, vor allem an der Kinnpartie. Denn auch dort gehen Fettreserven verloren. »Durch die Abnehmspritzen kommt es zu einem Fettgewebeverlust. Dann fehlen sozusagen die Federn, die das Kissen füllen. Die Hülle ist noch intakt«, erklärt Professorin Dr. Christiane Bayerl von der Gesellschaft für Dermopharmazie auf Nachfrage von PTA-Forum.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verwendung von Abnehmspritzen bei gleichzeitiger Hormonersatztherapie (HRT) in den Wechseljahren. Dr. Susan Zeun, Fachärztin für Klinische Pharmakologie und Expertin für Phytotherapie geht davon aus, dass die Abnehmspritze auch die Wirkung einer HRT beeinflussen könnte. Denn nicht nur Nahrung verweile durch die Wirkung der Abnehmspritze länger im Magen, auch oral eingenommene Medikamente würden verzögert weitergeleitet. Und das gelte auch für das Hormon Gestagen, das in der Regel Teil einer HRT ist und Frauen, deren Gebärmutter nicht entfernt wurde vor krankhaften Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut und im schlimmsten Fall vor Gebärmutterkrebs schützt. Durch die verzögerte Magenpassage könne sich die schützende Wirkung des Gestagens unter Umständen nicht wie gewünscht entfalten – ohne dass betroffene Frauen es bemerkten.
Des Weiteren werden auch ungeplante Schwangerschaften zu den möglichen Risiken und Nebenwirkungen einer Therapie mit GLP-1-Analoga gezählt. Darauf weist die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) hin. Nehmen Frauen ab, reguliert sich häufig der Zyklus besser und die Chancen für eine Schwangerschaft steigen. Zudem wird vermutet, dass diese Medikamentenklasse auch die Wirksamkeit von hormonellen Kontrazeptiva beeinträchtigen könnte, durch Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall oder verzögerte Magenentleerung.
Arzneistoffe aus der Gruppe der selektiven GLP-1-Agonisten rufen die gleichen Effekte wie das Inkretinhormon Glucagon-like Peptide-1 hervor. Sie stimulieren glucoseabhängig die Insulinausschüttung, senken den Glucagonspiegel, verzögern die Magenentleerung und vermindern den Appetit.
In Deutschland sind folgende Präparate zum Gewichtsmanagement zugelassen – ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30 beziehungsweise bei mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung ab einem BMI von 27:
Nicht (oder noch nicht) spezifisch zur Gewichtsreduktion zugelassen (nur Typ-2-Diabetes):
Alle werden subkutan als Injektionslösung oder -suspension verabreicht. In der Pipeline befinden sich unter anderem der Triple-Hormon-Rezeptoragonist Retatrutid, der noch einmal wirksamer sein soll als Tirzepatid und einen Gewichtsverlust von mehr als 30 Prozent ermöglichen soll. Zudem wird an oral verfügbaren Präparaten geforscht.