Drei neue Mittel im September |
Sven Siebenand |
05.09.2024 08:00 Uhr |
Das Pharmaunternehmen Takeda hat die Enzymersatztherapie Adzynma® auf dem deutschen Markt eingeführt. Enthalten ist rADAMTS13, eine rekombinante Form des körpereigenen Enzyms ADAMTS13. Durch Mutationen im ADAMTS-13-Gen fehlt Betroffenen mit der seltenen Erbkrankheit, angeborene thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (cTTP), dieses Enzym. Schätzungsweise liegt die Prävalenz von cTTP bei 0,5 bis 2 Fälle pro eine Million Menschen. Neben akuten Problemen macht cTTP auch chronische Probleme, etwa Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
ADAMTS13 ist eine Zink-Metalloprotease im Plasma, die die Aktivität des von Willebrand-Faktors (VWF) reguliert, indem sie große und ultragroße VWF-Multimere in kleinere Einheiten spaltet und dadurch die Bindungseigenschaften von VWF an Thrombozyten und seine Neigung zur Bildung von Mikrothromben reduziert. Fehlt das Enzym, bilden sich im Blut lange vWF-Ketten, die große Mengen Thrombozyten binden. Das kann zum Verstopfen von Gefäßen führen (thrombotische Wirkung). Zudem werden so viele Blutplättchen gebunden, dass es andererseits auch zu einem Mangel kommt (thrombozytopenische Wirkung). Als Folge kommt es unter anderem zu purpurfarbenen Blutergüssen.
Adzynma ist zur Behandlung eines ADAMTS13-Mangels bei Kindern und Erwachsenen mit cTTP zugelassen. Für die erworbene Form der Erkrankung (aTTP), bei der sich Autoantikörper gegen ADAMTS-13 bilden, kommt es derzeit noch nicht infrage. Eine Phase-II-Studie läuft allerdings. Bereits bei aTTP, aber nicht bei cTTP zugelassen, ist der Antikörper Caplacizumab, der 2018 auf den deutschen Markt kam.
Adzynma wird intravenös verabreicht. Für die Prophylaxe sind 40 I.E./kg Körpergewicht einmal alle zwei Wochen empfohlen. Je nach Ansprechen kann aber auch eine wöchentliche Gabe nötig sein. Im Falle einer akuten TTP-Episode wird empfohlen, 40 I.E./kg Körpergewicht an Tag 1, 20 I.E./kg Körpergewicht an Tag 2 und 15 I.E./kg Körpergewicht ab Tag 3 einmal täglich bis zwei Tage nach Abklingen der akuten Episode zu verabreichen. Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen waren Kopfschmerz, Durchfall, Schwindel, Infektionen der oberen Atemwege, Übelkeit und Migräne.