Dreierlei Antikörper |
Sven Siebenand |
06.09.2023 12:00 Uhr |
Antikörper Nummer 2 aus dem September heißt Evinacumab (Evkeeza® Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Ultragenyx). Dabei handelt es sich um einen neuen Lipidsenker mit einem innovativen Wirkmechanismus. Evinacumab ist gegen das Protein Angiopoietin-like 3 (ANGPTL3) gerichtet. Dieses beeinflusst den Lipidstoffwechsel – anders als viele andere Lipidsenker – unabhängig vom Rezeptor für LDL-Cholesterol (LDL-C). ANGPTL3 hemmt die Enzyme Lipoproteinlipase und endotheliale Lipase. Die Blockade von ANGPTL3 durch Evinacumab bewirkt eine Erhöhung der Lipaseaktivitäten, wodurch weniger LDL-Vorstufen wie VLDL im Blut sind und letztlich weniger LDL-C gebildet wird.
Evinacumab wird angewendet als adjuvante Therapie zu Diät und anderen Lipidsenkern bei Patienten mit homozygoter familiärer Hypercholesterolämie ab einem Alter von zwölf Jahren. Dies ist eine erblich bedingte Störung des Fettstoffwechsels. Ursache sind Gendefekte im LDL-Rezeptor, die zum Anstieg des LDL-C im Blut führen. Betroffene haben sehr hohe Cholesterolwerte, die sich zum Beispiel mit Statinen nur unzureichend senken lassen. Evinacumab wird monatlich intravenös verabreicht. Die empfohlene Dosis sind 15 mg pro kg Körpergewicht. Die am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen sind Nasopharyngitis, grippeähnliche Erkrankung, Schwindelgefühl, Rückenschmerzen und Übelkeit.
Die Fachinformation von Evkeeza beinhaltet zudem einen Warnhinweis zum Thema Überempfindlichkeits- und Infusionsreaktionen. Im Zusammenhang mit Evinacumab wurden solche Reaktionen berichtet. Bei Anzeichen oder Symptomen schwerer Überempfindlichkeits- oder Infusionsreaktionen muss die Antikörper-Behandlung abgebrochen und der Patient nach dem Behandlungsstandard behandelt und überwacht werden, bis die Anzeichen oder Symptome abgeklungen sind.
Gebärfähige Frauen sollten während der Behandlung mit Evinacumab und bis mindestens fünf Monate nach der letzten Dosis eine wirksame Verhütungsmethode anwenden. Evinacumab kann fetale Schädigungen hervorrufen, wenn es einer schwangeren Frau verabreicht wird, und es wird während der Schwangerschaft oder für gebärfähige Frauen, die keine wirksame Verhütungsmethode anwenden, ausschließlich dann empfohlen, wenn der erwartete Nutzen für die Patientin gegenüber dem potenziellen Risiko für den Fetus überwiegt.
Zum Thema Stillzeit heißt es in der Fachinformation: Es ist nicht bekannt, ob Evinacumab in die Muttermilch übergeht. Allerdings wisse man, dass menschliche IgG-Antikörper in den ersten Tagen nach der Geburt in die Muttermilch übergehen und dass deren Konzentration kurz danach auf ein niedriges Niveau sinkt. Ein Risiko für den gestillten Säugling kann deshalb während dieses kurzen Zeitraums nicht ausgeschlossen werden. Sofern klinisch erforderlich, könnte Evinacumab anschließend während der Stillzeit angewendet werden. Die ungeöffnete Durchstechflasche von Evkeeza soll im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius aufbewahrt werden.