Duo im Juli erweitert Therapieoptionen |
Sven Siebenand |
16.07.2025 16:00 Uhr |
Das zweite neue Medikament des Monats ist Sepiapterin (Sephience™, PTC Therapeutics International). Es wird angewendet für die Behandlung von Hyperphenylalaninämie bei erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Phenylketonurie (PKU).
Ursache der PKU ist die nicht ausreichende Verfügbarkeit von funktioneller Phenylalanin-Hydroxylase (PAH). Dieses Enzym wird für den Stoffwechsel von Phenylalanin benötigt, das in Lebensmitteln vorkommt, die Proteine enthalten. Wenn das aktive Enzym nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, steigt der Phenylalanin-Spiegel im Blut und im Gehirn auf abnorm hohe Werte. Dies führt zu einer Reihe von Komplikationen wie schwerer Entwicklungsverzögerung und Schädigungen des Gehirns und Krämpfen.
Sepiapterin hat ein duales Wirkprinzip. Erstens ist es eine Vorläuferverbindung, die rasch absorbiert und intrazellulär in Tetrahydrobiopterin (BH4) umgewandelt wird. BH4 ist ein wichtiges Coenzym der PAH, das die Eiweißtoleranz von Patienten mit PKU verbessern kann. Damit sinken die Phenylalanin-Spiegel im Blut. Zudem wirkt der neue Wirkstoff als sogenanntes Chaperon, das eine PAH-Fehlfaltung korrigiert und so die Stabilität und Funktion des Enzyms verbessert.
Die empfohlene Dosis für die einmal tägliche orale Verabreichung hängt vom Alter und Körpergewicht ab. Nähere Details finden sich dazu in der Fachinformation. Sephience sollte mit Wasser, Apfelsaft oder einer kleinen Menge weicher Nahrung wie Apfelmus oder Marmelade vermischt und dann eingenommen werden.
Jede Dosis sollte sofort nach der Rekonstitution verabreicht werden. Die rekonstituierte Lösung ist zu entsorgen, wenn sie bei Aufbewahrung im Kühlschrank (2 bis 8 °C) nicht innerhalb von 24 Stunden oder bei Aufbewahrung unter 25 °C nicht innerhalb von sechs Stunden verwendet wird. Die gleichzeitige Verabreichung von Sepiapterin mit Hemmern der Dihydrofolatreduktase, etwa Trimethoprim und Methotrexat, kann eine häufigere Überwachung der Phenylalanin-Spiegel im Blut erfordern.
Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Anwendung von Sepiapterin mit Arzneimitteln, die eine Vasodilatation durch Beeinflussung des Stickstoffmonoxid-(NO-)Stoffwechsels oder der NO-Wirkung erzeugen, etwa Glyceroltrinitrat, Molsidomin, PDE-5-Hemmer und Minoxidil. Zudem ist bei der Verschreibung von Sephience an Patienten, die mit Levodopa behandelt werden, Vorsicht geboten, um neurologische Störungen wie Verschlimmerung von Krämpfen, erhöhte Erregbarkeit und Reizbarkeit, Krampfanfälle und Verschlimmerung von Krampfanfällen zu vermeiden.
Infektionen der oberen Atemwege, Kopfschmerz, Durchfall und Abdominalschmerz sind sehr häufig berichtete Nebenwirkungen des neuen Wirkstoffs. Aus Vorsichtsgründen sollten Schwangere kein Sepiapterin einnehmen, und bei Stillenden ist zu entscheiden, ob sie das Stillen unterbrechen oder auf die Behandlung mit dem neuen Arzneimittel verzichten.