Ein neuer Impfstoff gegen Tollwut |
Verena Schmidt |
25.01.2024 08:00 Uhr |
Das Besondere beim Tollwut-Impfstoff: Er wird auch nach der Exposition, also wenn ein gefährlicher Tierkontakt stattgefunden hat, eingesetzt. Diese Postexpositionsprophylaxe (PEP) sollte dann so schnell wie möglich – nach einer sofortigen gründlichen Reinigung der Wunde – erfolgen (siehe auch Tabelle). Nicht oder nur unvollständig geimpfte Personen erhalten etwa nach dem Kratzen, Lecken oder Knabbern durch ein (möglicherweise) infiziertes Tier die vollständige Impfserie mit einem Tollwut-Impfstoff. Handelt es sich um eine Bissverletzung, Kratzwunde oder Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden mit Speichel, bekommen die Betroffenen zusätzlich zur Impfung ein Tollwut-Immunglobulin verabreicht.
Grad der Exposition | Art der Exposition durch ein Tollwut-verdächtiges oder tollwütiges Wild- oder Haustier oder Fledermaus | Postexpositionelle Immunprophylaxe |
---|---|---|
I | Berühren/Füttern von Tieren, Belecken der intakten Haut | Keine Impfung |
II | Nicht blutende, oberflächliche Kratzer oder Hautabschürfungen, Lecken oder Knabbern an der nicht intakten Haut |
• Nicht oder nur unvollständig vorgeimpfte Personen: Tollwut-Impfserie • Vollständig grundimmunisierte Personen: Immunisierung mit zwei Impfstoffdosen im Abstand von drei Tagen |
III | Bissverletzungen oder Kratzwunden, Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden mit Speichel (zum Beispiel durch Lecken), Verdacht auf Biss oder Kratzer durch eine Fledermaus oder Kontakt der Schleimhäute mit einer Fledermaus |
• Nicht oder nur unvollständig vorgeimpfte Personen: Tollwut-Impfserie, Ssimultan Verabreichung von Tollwut-Immunglobulin • Vollständig grundimmunisierte Personen: Immunisierung mit zwei Impfstoffdosen im Abstand von drei Tagen |
Wichtig: Auch Personen, die bereits eine vollständige präexpositionelle Grundimmunisierung erhalten haben, müssen bei den oben genannten verdächtigen Tierkontakten zwei zusätzliche Impfstoffdosen (am Tag des Kontakts und drei Tage später) verabreicht bekommen. Eine Immunglobulingabe ist bei ihnen aber in der Regel nicht erforderlich.
Laut RKI beträgt die Schutzwirkung einer unverzüglich nach der Exposition korrekt durchgeführten PEP bei Immungesunden nahezu 100 Prozent. Wurde trotz verdächtigem Kontakt keine PEP verabreicht, etwa aufgrund fehlender Verfügbarkeit oder Unwissen, sollte diese zum nächstmöglichen Zeitpunkt nachgeholt werden, schreibt das RKI auf seiner Website – auch noch Wochen nach der Exposition. Denn die Inkubationszeit kann bis zu mehreren Wochen, Monaten und sogar Jahren betragen.