Endometriose so früh wie möglich behandeln |
Barbara Döring |
20.02.2023 12:00 Uhr |
Viele Frauen möchten heute jedoch lieber auf hormonelle Präparate verzichten und folgen dem Trend »Lebe deinen Zyklus«. Deshalb sei es wichtig, sich die Zeit zu nehmen und den Frauen zu erklären, was beim Zyklus im Körper passiert und warum die Pille als medizinische Indikation sinnvoll ist, betont Mechsner. Bei vielen Frauen hält sich der Mythos, das monatliche Blut müsse aus dem Körper hinaus. Dass sich die Gebärmutterschleimhaut unter der Pille erst gar nicht aufbaut, sei vielen Frauen nicht bewusst.
»Rein physiologisch gesehen ist es gar nicht vorgesehen, dass wir so viel bluten«, erklärt Mechsner. Der Monatszyklus sei für junge Frauen eher untypisch, da sie in diesem Alter natürlicherweise schwanger wären. »Während im Jahr 1919 Frauen in ihrem Leben durchschnittlich 40-mal geblutet haben, waren es im Jahr 2019 immerhin 400 Blutungen. Die häufigen Zyklen und Blutungen könnten auch dafür verantwortlich sein, dass eine Endometriose überhaupt entsteht, erklärt die Expertin.
Um die Wirkung der therapeutischen Amenorrhoe zu testen, kommen kombinierte Pillenpräparate mit Estrogen und Gestagen infrage. Bei Frauen über 20 empfiehlt Mechsner ein reines Gestagenpräparat, das weniger Risiken birgt. Wenn Frauen damit beschwerdefrei sind, kann die Therapie so beibehalten werden. Bleiben die Schmerzen bestehen, ist das ein Grund, ein Endometriosezentrum oder ein auf die Erkrankung spezialisierte Praxis oder Klinik aufzusuchen, in der die Behandlung noch einmal umgestellt oder angepasst wird. In Deutschland gibt es etwa 100 solche spezialisierten Zentren, bei denen die Patientinnen multimodal versorgt werden. Dabei arbeiten Psychosomatik, Schmerztherapie und Physiotherapie Hand in Hand. So spielen bei der Behandlung auch Entspannungsübungen des Beckenbodens, Akupunktur, Biofeedback oder eine Anpassung der Ernährung eine Rolle.
Der Einfluss der Ernährung auf den Verlauf einer Endometriose ist noch nicht eindeutig belegt. Studien weisen darauf hin, dass sich Alkohol sowie vermehrter Verzehr von rotem Fleisch und Transfetten negativ auswirken. »Die Erfahrung zeigt, dass die Ernährung viel bewirken kann«, berichtet Mechsner. »Endometriose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, sodass der Verzicht auf Entzündungstreiber wie Zucker oder Gluten die Beschwerden in vielen Fällen lindert«, erklärt Mechsner. Insgesamt sei eine entzündungshemmende Ernährung mit reichlich Gemüse und Omega-3-Fettsäuren aus fettem Fisch oder Leinöl günstig. Damit bessere sich auch der zyklisch auftretende Blähbauch, auch Endobelly genannt, der vielen Betroffenen zu schaffen macht.
Steht die Familienplanung bevor oder kommen hormonelle Behandlungen nicht in Betracht, kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein. Bei einer Bauchspiegelung lassen sich Endometrioseherde und Verwachsungen über den Bauchnabel entfernen. Umfangreichere Operationen können dann nötig sein, wenn sich große Zysten an den Eierstöcken gebildet haben, sogenannte Endometriome. Auch Herde in Darm oder Blase können größere Eingriffe nötig machen.