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Erhöhte Krebsgefahr durch Alkohol

Regelmäßiger Konsum von Alkohol in relativ geringen Mengen erhöht das Risiko für ganz unterschiedliche Krebsarten. Zwar gibt es auch Hinweise auf krebsprotektive Effekte, aber diese scheinen die Risiken nicht aufzuwiegen.
Ulrike Viegener
24.02.2020  13:00 Uhr

Die Bierchen nach Feierabend, das Weinchen bei Tisch: Alkohol wird oft verharmlost, und seine gesundheitsschädlichen Wirkungen werden unterschätzt. Viele Deutsche liegen nachweislich über dem Limit, das von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) formuliert wurde. Und das im Übrigen nicht in Stein gemeißelt ist: Experten sind sich keineswegs einig, ob es überhaupt eine harmlose Alkoholdosis gibt.

Nicht zuletzt mit Blick auf die krebserregende (karzinogene, kanzerogene) Wirkung von Alkohol, scheint das zweifelhaft. Es ist bekannt, dass Krebs durch ein einzelnes Ereignis – eine Mutation – in Gang entstehen kann. Alkohol kann solche Mutationen auslösen, das ist durch experimentelle Studien dokumentiert. Und durch epidemiologische Studien ist belegt, dass Alkohol das Risiko für unterschiedliche Krebserkrankungen erhöht. Dabei sind nicht – wie man meinen könnte – ausschließlich Organe des Verdauungstrakts betroffen.

Zwar sind Mundhöhle, Kehlkopf und Speiseröhre besonders anfällig, aber auch das Brustkrebsrisiko steigt bei regelmäßigem Alkoholkonsum an. Laut dem »World Cancer Research Fund International« ist ein Zusammenhang zwischen Alkohol und malignen Tumoren von Mund, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Dickdarm, Leber und weiblicher Brust gesichert, für Magenkrebs ist ein Zusammenhang zudem wahrscheinlich. Bauchspeicheldrüse und Prostata stehen ebenfalls auf der Liste gefährdeter Organe.

Speiseröhrenkrebs geht einer Auswertung deutschlandweiter Daten zufolge bei Männern in rund 50 Prozent aller Fälle auf das Konto von Alkohol, bei Frauen sind es rund 35 Prozent. Die vom Robert-Koch-Institut durchgeführte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2010 rund 13 Prozent aller Krebserkrankungen in Deutschland dem Konsum von Alkohol zuzuschreiben waren.

Acetaldehyd schädigt Erbsubstanz

Ethanol selbst ist wohl nicht krebserregend. Hauptverantwortlich für die karzinogene Wirkung des Alkohols dürfte vielmehr das Ethanol-Abbauprodukt Acetaldehyd sein, das nach Alkoholkonsum im Speichel in hohen Konzentrationen nachweisbar ist. Die reaktionsfreudige Substanz greift unter anderem die Erbsubstanz an und kann zu bleibenden DNA-Schäden führen. Nach experimenteller Exposition gegenüber Acetaldehyd sind unter anderem vermehrte DNA-Doppelstrangbrüche sowie chromosomale Rearrangements zu beobachten. Und wahrscheinlich spielen weitere kanzerogene Mechanismen eine Rolle: oxidativer Stress durch vermehrt anfallende Sauerstoffradikale, der Verlust von Retinoiden, die das Immunsystem modulieren, sowie Entzündungsreaktionen. Die Pathomechanismen, mit denen Alkohol die Gesundheit schädigen kann, sind erst ansatzweise entschlüsselt.

Von Interesse ist in diesem Zusammenhang ein in Asien weit verbreiteter Enzym-Polymorphismus. Die Aldehyd-Dehydrogenase 2, die Acetaldehyd zu Acetat abbaut und so »unschädlich« macht, liegt bei rund der Hälfte aller Japaner und Chinesen in einer Defektvariante vor. Diese kann den Abbau von Acetaldehyd nicht mit voller Kraft vorantreiben. Bei Trägern dieser dominanten Mutation kommt es nach Alkoholkonsum vermehrt zu akuten Vergiftungserscheinungen. Und auch das Risiko, unter dem Einfluss von Alkohol ein Ösophaguskarzinom zu entwickeln, ist bei den Betroffenen nachweislich besonders hoch.

Im Brustgewebe dagegen scheint ein ganz anderer Pathomechanismus im Vordergrund zu stehen: Der Anstieg des Brustkrebsrisikos bei regelmäßigem Alkoholkonsum wird maßgeblich darauf zurückgeführt, dass Alkohol den Estrogenspiegel ansteigen lässt. Frauen mit Estrogen-sensiblem Mammakarzinom sollten deshalb auf Alkohol verzichten. Und auch Frauen mit familiärer Prädisposition sollten besonders vorsichtig sein. Unter anderem für Brustkrebs ist nachgewiesen, dass bereits relativ geringe Alkoholmengen zu einem relevanten Risikoanstieg führen. Ein Bier täglich reicht schon aus. Und jedes weitere 0,3-Liter-Glas treibt das Risiko um etwa 7 Prozent in die Höhe.

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