Erste Hilfe bei Kindern |
Manche Notfälle kommen bei Erwachsenen so gut wie nie, aber gehäuft bei Kindern vor. »Der Nachwuchs nimmt alles in den Mund, um es zu entdecken«, erklärt Kalbitz. »Wenn dabei eine Batterie, ein Haushaltsmagnet oder Nähnadeln verschluckt werden, ist das ein akuter Notfall.« Die Fremdkörper können die Speiseröhre und den Magen-Darm-Trakt schwer verletzen. Bei anderen verschluckten Fremdkörpern besteht die Gefahr, dass sie »auf Abwege« geraten und in die Luftröhre oder Lunge gelangen. Sind die Atemwege blockiert, bekommt das Kind keine Luft mehr. Konkret für diesen Fall rät der Geschäftsführer der BAG: »Das Kind mit Kopf und Bauch nach unten auf den eigenen Unterarm legen und kräftig auf den Rücken zwischen die Schulterblätter klopfen.« Kommt der Fremdkörper direkt in den Magen-Darm-Trakt, wird er in der Regel unverändert nach ein paar Tagen ausgeschieden.
Wenn das Kind giftige oder ätzende Substanzen verschluckt hat, gilt: keine Experimente mit Hausmittelchen. Stattdessen die nächste Giftnotrufzentrale anrufen und auf Anweisungen warten beziehungsweise gleich ins Krankenhaus fahren. Eine Liste mit Giftnotrufzentralen in Deutschland gibt es hier. Bei schweren Vergiftungen mit Symptomen wie Ätzspuren an Lippen und Schleimhäuten, Atemnot und Bewusstlosigkeit den Notarzt rufen.
Ebenso wie Heißes zieht anderes Verbotenes an, etwa eine ungesicherte Steckdose. Eine mögliche Folge von Stromunfällen sind Herzrhythmus-Störungen. Sie bedeuten unmittelbare Lebensgefahr. Aber auch scheinbar kleine Brandwunden können bedrohlich werden, da möglicherweise innere Verletzungen vorliegen. Das Kind muss in jedem Fall zum Arzt. Er prüft mittels EKG, ob das Herz Schaden genommen hat.
Im akuten Fall gilt: Als erstes den Stromkreis unterbrechen, also den Stecker ziehen oder die Sicherung ausschalten. Wenn das nicht möglich ist, das Kind geschützt durch ein schlecht leitendes Material wie einen Ledergürtel von der Stromquelle entfernen.
Hat das Kind einen Herz- und Atemstillstand erlitten, wird mit der Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzmassage begonnen. Dem Kind Luft in den Mund blasen, bis sich sein Brustkorb hebt, währenddessen die Nase des kleinen Patienten zu halten. Dann die Nasenöffnung freigeben und erneut Atem spenden, sobald sich der Brustkorb gesenkt hat. Dabei ist zu beachten, dass die kindliche Lunge weniger Luft fasst als die eines Erwachsenen. Bei einem Baby müssen Mund und Nase gleichzeitig beatmet werden.
Die Herzdruckmassage funktioniert bei Kindern ab etwa einem Jahr ähnlich wie bei Erwachsenen. Den Handballen auf den unteren Bereich des Brustbeins legen und das Brustbein 30 Mal um zwei bis vier Zentimeter nach unten drücken. Ideal ist dabei die Frequenz von 100 bis 120 Kompressionen pro Minute. Bei Babys nur zwei Finger benutzen.