Erste Hilfe für die Seele lernen |
Gerade »Angehörige psychisch erkrankter Menschen erleben sich im Alltag häufig ohnmächtig, überfordert oder allein gelassen – insbesondere in akuten Krisensituationen«, sagt Sabrina Weidenbacher vom Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen.
Der Kurs kann Angehörige dabei unterstützen, Selbstsicherheit zu entwickeln und die eigene Rolle bewusster wahrzunehmen, so Weidenbacher: »Ihnen hilft der Kurs, das vorhandene Wissen zu strukturieren, Abstand zur oft emotional aufgeladenen Situation zu gewinnen und das eigene Verhalten zu reflektieren.« Sie spricht aus Erfahrung, denn sie hat selbst teilgenommen und ist mittlerweile als Instruktorin tätig.
Zwölf Stunden dauert der Kurs, verteilt auf mehrere Einheiten – online oder in Präsenz. Teilnahme und Kosten:
Der Großteil der Kurse findet im Rahmen betrieblicher Prävention statt, daneben gibt es offene Kurse. Die Kurse können online über das Projektportal MHFA Ersthelfer oder regional über Bildungszentren gebucht werden.
Es heißt Ersthelfer, und das wie bei der klassischen Ersten Hilfe aus gutem Grund. Ersthelfer diagnostizieren nicht, sie therapieren nicht – und sie ersetzen weder medizinisches noch psychologisches Fachpersonal. Ihre Rolle ist es, im Freundeskreis, in der Familie oder am Arbeitsplatz als erste Ansprechpartner da zu sein. Ebenso sollen sie Fremden in der Krise helfen können.
Sie hören zu, fragen nach, stabilisieren, und zwar bis die Krise abgeklungen ist oder der Betroffene professionelle Hilfe erhält – dazu leiten sie, wenn nötig, den nächsten Schritt ein. Oft könne man bei Hausärztin oder Hausarzt beginnen, so Michael Deuschle: »Sie haben ein gutes Gespür dafür, wann eine Beeinträchtigung vorliegt und behandelt werden sollte.«
Für Ersthelfer wichtig und »hilfreich ist die klare Abgrenzung der eigenen Verantwortung«, sagt Sabrina Weidenbacher. Auch das werde im Kurs vermittelt: Ersthilfe bedeutet nicht, therapeutische Aufgaben zu übernehmen, sondern Handlungsbedarf zu erkennen, anzusprechen und Unterstützung zu geben – und zwar ohne die Angst, etwas falsch zu machen. Denn zuhören, offen fragen, Hilfe anbieten – das ist in der Regel immer besser als nichts zu tun.