Es kommt auf die frühe Therapie an |
»Wichtig für die Jugendlichen ist es, zu verstehen, dass das Ziel einer Korsetttherapie darin besteht, eine Operation langfristig zu verhindern. Das ist erreicht, wenn sich die entsprechende Hauptkrümmung nach Therapieende nicht verschlechtert hat. Nur selten, wenn mit der Korsetttherapie schon in früherer Kindheit begonnen wurde, kann sich die Ursprungskrümmung dauerhaft merklich verbessern«, verdeutlicht Schulte.
»Das ist gerade für Jugendliche, die im Hier und Jetzt ihre Bedürfnisse befriedigen möchten, erst einmal schwer vermittelbar, zumal sie das Korsett über mehrere Jahre rund 23 Stunden täglich tragen müssen«, sagt Carolin Reuschel aus Baden-Württemberg. Sie ist selbst Betroffene, hat in ihren Jugendjahren ein Korsett getragen und 20 Jahre lang als Jugendreferentin beim Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe Heranwachsende und ihre Eltern zum Thema Skoliose beraten.
In einem Alter, bei dem sich bei Mädchen vieles um Schönheit dreht, passt ein Korsett nicht in die Lebenswelt: Es ist unbequem, sichtbar und schränkt die Kleiderwahl ein. »Viele dieser Mädchen mit Korsett fühlen sich in der Schule wie ein Alien mit Plastikpanzer. Hier sind die Eltern gefragt, die Betroffenen hundertprozentig in puncto Disziplin und Organisation etwa über Belohnungssysteme und auch seelisch zu unterstützen«, so Reuschel. Eine psychologische Betreuung standardmäßig wäre zudem wünschenswert.
Zur Unterstützung gehöre auch, sich von auf Skoliose spezialisierten Orthopäden zu Diagnose und Therapie beraten und behandeln zu lassen und das Korsett von einem darauf spezialisierten, erfahrenen Orthopädietechniker anfertigen zu lassen. »Betroffene Familien können sich bei der Suche nach einem Spezialisten gerne an den Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe wenden, der zudem über seinen Fachbeirat Hilfestellung geben kann«, sagt Reuschel. Auch Lehrer sollten um Überprüfung des Korsetttragens in der Schule gebeten werden, das auch schon einmal auf dem Schulweg aus- und auf dem Heimweg wieder angezogen wird.
Helfen kann den Teenagern auch der Austausch mit Leidensgenossen bei Aktionen der Skoliose-Selbsthilfe, über die sozialen Medien und vor allem bei Rehabilitationsmaßnahmen. »Der Austausch vor Ort mit anderen Jugendlichen mit Skoliose und die intensiven Schulungen stärken die Betroffenen, langfristig mit ihrer Skoliose besser klarzukommen«, so Reuschel. Schulte ergänzt: »Frühzeitig und kompetent beraten zu werden und Kontakt zu seriösen Informationsquellen zu haben, ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Skoliosebehandlung.«