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Verzögerte Diagnose

Essstörungen bei (jungen) Männern unterschätzt

Hungern, Essanfälle, kompensatorische Verhaltensweisen oder exzessives Trainieren können auf eine Essstörung hindeuten. Bei Mädchen und Frauen ist das soziale Umfeld darauf sensibilisiert, bei Jungen und Männern nicht. Das verzögert nicht nur die Diagnose, sondern erhöht den Leidensdruck der Betroffenen enorm.
Carina Steyer
13.05.2025  08:00 Uhr
Essstörungen bei (jungen) Männern unterschätzt

Es sind vor allem Mädchen und Frauen, die Essstörungen entwickeln – diese Fehleinschätzung ist weit verbreitet. Nicht nur bei Betroffenen, Eltern, Lehrern oder anderen Bezugspersonen, sondern auch in der Fachwelt. Studien weisen darauf hin, dass bei Männern mit auffälligem Gewicht stärker nach körperlichen Ursachen gesucht wird als bei weiblichen Betroffenen. Essstörungen werden hingegen oft gar nicht in Betracht gezogen.

Die diagnostischen Kriterien für Essstörungen basieren im Wesentlichen auf den Symptomen von Mädchen und Frauen. So galt das Ausbleiben der Menstruation lange als notwendiges Kriterium für die Diagnose einer Anorexie. Die Anorexiegrenze (BMI 17,5) ist auf den weiblichen Körper ausgelegt und in Fragebögen werden männliche Symptome oft nur unzureichend abgebildet. Körperbezogene Sorgen, Ängste und Selbstzweifel werden bei Jungen und Männern dadurch schnell unterschätzt. 

Erschwerend kommt hinzu: Männer neigen tendenziell stärker als Frauen dazu, psychische Erkrankungen herabzuspielen und zu verleugnen. Das fehlende Bewusstsein, dass Essstörungen keine Frauenkrankheit sind, macht die Selbsteinschätzung nicht leichter und kann Schamgefühle sowie Angst vor Stigmatisierung erzeugen.

Vor allem Jugendliche leiden unter Letzterem besonders stark. Sie befinden sich in einer Entwicklungsphase, in der es im Rahmen der Ausbildung der Geschlechtsidentität, zu einer Überidentifikation mit stereotypen Männlichkeitsbildern und einem übertriebenen Darstellen von männlichen Attributen und Verhaltensweisen kommen kann. Gleichzeitig distanzieren sich junge Männer von als weiblich angesehenen Merkmalen. An einer vermeintlichen Frauenkrankheit zu leiden, Hilfe zu benötigen und damit Schwäche zu zeigen, ist für betroffene Jungen meist keine Option.

Gleiche Verteilung

Experten gehen davon aus, dass die Zahl der männlichen Betroffenen deutlich unterschätzt wird. Klar ist jedoch: Jungen und Männer können an allen Arten von Essstörungen erkranken. Die Häufigkeitsverteilung unterscheidet sich zudem nicht von der bei Mädchen und Frauen. So ist nach Angaben des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) die Binge-Eating-Störung die häufigste Essstörung. Betroffene erleben hierbei wiederholte Essanfälle, in denen große Mengen ohne körperliches Hungergefühl gegessen werden.

Anschließende kompensatorische Verhaltensweisen bleiben aus, weshalb Übergewicht oder Adipositas auftreten können. Die Binge-Eating-Störung geht mit hohen Scham- und Schuldgefühlen einher, die bei Männern tendenziell noch stärker ausgeprägt sind als bei Frauen. Sie leben ihre Essanfälle im Verborgenen und zeigen meist eine geringere Bereitschaft, sich auf professionelle Hilfe einzulassen. 

Auf dem zweiten Platz folgt die Bulimie. Auch hier erleben Betroffene wiederkehrende Essanfälle, in denen innerhalb kurzer Zeit bis zu mehrere Tausend Kalorien aufgenommen werden. Um eine Gewichtszunahme zu verhindern, folgen jedoch kompensatorische Verhaltensweisen. Jungen und Männer setzen hierbei typischerweise auf exzessiven Sport. Besonders problematisch daran, im Gegensatz zum Erbrechen des Verzehrten oder zu strengen Diäten, ist Sport sozial akzeptiert, wirkt belohnend und bestärkend. 

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