Viele Kinder werden weltweit schon in den ersten Lebensjahren mit ultra-hochverarbeiteten Lebensmitteln konfrontiert. / © Imago/Depositphotos
Der Bericht baut auf einer kürzlich veröffentlichten Serie von Studien im medizinischen Fachjournal »The Lancet« auf, die die gesundheitlichen Risiken und die Rolle der Industrie bei der Verbreitung solcher Produkte detailliert aufarbeitet.
UPFs bestehen häufig aus einer Mischung aus Zucker, Salz, ungesunden Fetten, industriellen Stärken und zahlreichen Zusatzstoffen wie Emulgatoren, Farbstoffen oder Aromastoffen. Viele Kinder werden weltweit schon in den ersten Lebensjahren damit konfrontiert, heißt es in dem Bericht. Viele industriell hergestellte Beikostprodukte sind stark verarbeitet und selbst in extremer Armut lebende Kleinkinder konsumieren häufig süße Getränke: In 11 untersuchten Ländern waren es 10 bis 35 Prozent der Unterfünfjährigen. Mit zunehmendem Alter steigt der Konsum weiter: 60 Prozent der Jugendlichen nahmen zuletzt mindestens ein süßes Produkt am Vortag zu sich. In vielen Industrieländern stammen über 50 Prozent der täglichen Kalorien aus UPFs.
Diese Lebensmittel seien für die Industrie zwar profitmaximierend, aber nicht kindgerecht, so die Analyse. Die Inhaltsstoffe verändern die Textur und verlängern die Haltbarkeit. Sie sollen Snacks, Frühstückszerealien, Joghurts oder Fertiggerichte so weich, süß oder aromatisch machen, dass sie möglichst leicht zu essen sind und Kinder immer wieder zu ihnen greifen. Die Folgen laut Unicef:
Die Wirkung sei zweifach, heißt es in dem Bericht: UPFs fördern Übergewicht, weil sie viele dicht gepackte Kalorien haben und leicht zu überessen sind – und sie begünstigen gleichzeitig Mangelernährung, weil sie wenig Vitamine und Mineralstoffe liefern und vollwertige Lebensmittel verdrängen. Studien zeigen demnach zudem Verbindungen zu etwa chronischen Wachstumsstörungen, Depression, Hyperaktivität und Schulleistungsproblemen.
In den USA ist Anfang der Woche erstmals wegen hochverarbeiteter Lebensmittel Klage erhoben worden. Konkret hat die Stadt San Francisco mehrere Konzerne wegen des Verkaufs von UPFs verklagt, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet. Die Begründung: Kraft Heinz, Coca Cola und Mondelez hätten die Einwohner Kaliforniens wissentlich mit süchtig machenden und schädlichen Produkten krank gemacht. Dazu hätten sich sich Taktiken ähnlich der Tabakindustrie bedient. Gefordert wird Schadensersatz zur Deckung der Gesundheitskosten sowie ein gerichtliches Verbot von irreführendem Marketing.