Man muss sich nicht den Traditionen anpassen und kann Weihnachten so gestalten, wie es einem gut tut. / © fotostorm/Getty Images
»Ich muss mich nicht an die Traditionen anderer anpassen«, sagt Diana Huth, Psychologin aus Hamburg. Man könne Weihnachten auch einfach zu seinem Weihnachten machen. Alleinsein muss kein Mangel sein, im Gegenteil: Man muss mit niemandem Kompromisse eingehen. Ob ein Winterspaziergang, ein Wellnesstag zu Hause, kulinarische Experimente oder anfangen, eine Sprache zu lernen – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. »Ich kann ganz allein bestimmen, welchen Baum ich habe, ob ich überhaupt einen Baum habe, was ich essen und trinken möchte und ob ich in die Kirche gehe oder nicht«, so die Psychologin. Und wenn man am liebsten die neue Lieblingsserie an einem Tag durchsehen möchte, ist das auch in Ordnung.
Huth sieht im Weihnachtsfest allein die Chance, dass eine innere Ruhe einkehren kann. Schließlich hetzen viele im Alltag von einem Termin zum nächsten. »Bevor ich Weihnachten zu einem weiteren stressigen Ereignis mache, kann ich auch sagen: Ich bin einfach mal für mich.«
Es kann also auch eine Gelegenheit sein, sich um sich zu kümmern, sich auch mit Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen zu beschäftigen: »Man sollte in sich spüren und sich fragen, was einem guttun könnte«, sagt Elke Overdick, Diplom-Psychologin und Business-Coach in Hamburg. Das können Aktivitäten sein, »ich kann die Zeit aber auch ganz für mich nutzen«.
Für Huth ist es vollkommen legitim, sich bewusst für ein Weihnachtsfest allein zu entscheiden – auch, wenn man eigentlich eine Familie hat, die man besuchen könnte. »Wer Familie hat, fühlt sich manchmal verpflichtet, gemeinsam zu feiern«, so die Psychologin, »und da fällt es schwer, zu schauen: Will ich das eigentlich?«
Das ist aus ihrer Sicht das Wichtigste überhaupt: herauszufinden, was man selbst wirklich vom Weihnachtsfest möchte. Wer zu dem Ergebnis kommt, Weihnachten gern allein zu feiern, kommuniziert das am besten offen und frühzeitig der Familie. »Nicht erst einen Tag vorher und nicht scheinheilig sagen, dass es einem nicht gut geht«, rät Huth.
Um Kränkungen zu vermeiden, sind außerdem Ich-Botschaften ratsam, also etwa: »Ich merke, ich habe jetzt so viele Jahre mit euch gefeiert und würde gern etwas anderes ausprobieren – dies ist keine Entscheidung gegen euch, sondern eine Entscheidung für mich und neue Erlebnisse«, so Huth.