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Kinderlähmung

Gefahr durch Impfviren

In Israel bekämpfte das Gesundheitsministerium vor einigen Wochen einen Polioausbruch mit einer breit angelegten Impfkampagne – so sollte die Ausbreitung des Virus gestoppt werden. Obwohl die Kinderlähmung weltweit nur noch selten vorkommt, bleibt eine konsequente Impfstrategie wichtig.
AutorKontaktCaroline Wendt
Datum 30.05.2022  16:35 Uhr

Anfang März wurde bei einem vierjährigen Mädchen in Jerusalem das Poliovirus entdeckt. Das Mädchen hatte eine akute schlaffe Lähmung entwickelt, eine Stuhluntersuchung bestätigte die Polioinfektion. Das Kind war selbst nicht geimpft und hatte sich bei einer anderen Person angesteckt, die einen abgeschwächten Lebendimpfstoff erhalten hatte. Die darin enthaltenen Impfviren können vor allem für Personen mit Immundefizienz gefährlich werden. Mittlerweile wurden weitere Fälle von Impf-Polio in Jerusalem und Umgebung identifiziert, davon entwickelte mindestens eine Person Symptome. Alle Betroffenen sind ungeimpft. Untersuchungen des Gesundheitsministeriums hatten im Abwasser von drei weiteren Städte Impfviren nachweisen können.

Vor allem in Afrika kommt es immer wieder zu Polioausbrüchen durch zirkulierende Impfviren. Schuld ist der orale attenuierte (abgeschwächte) Lebendimpfstoff, der in vielen Ländern verwendet wird. Die Viren werden vom Körper aufgenommen und lösen eine Immunantwort aus. Sie können sich vermehren und werden mit dem Stuhl wieder ausgeschieden. So finden sie sich, insbesondere bei schlechten Hygienebedingungen, im Ab- und Trinkwasser wieder.

Normalerweise ist das kein Problem, sondern kann sogar dazu führen, dass die Immunität in der Bevölkerung wächst. Ist die Bevölkerung jedoch aufgrund zu niedriger Impfquoten nicht ausreichend geschützt, zirkulieren die Viren über einen längeren Zeitraum und können mutieren. Diese sogenannten »circulating vaccine-derived polioviruses« (cVDPV) sind unter Umständen so verändert, dass sie selbst die Erkrankung auslösen können. Personen, die vollständig gegen Polio geimpft sind, sind jedoch auch vor dieser mutierten Form sicher.

In 95 Prozent der Fälle verläuft eine Erkrankung mit dem Poliovirus asymptomatisch. Bei 4 bis 8 Prozent der Infizierten kommt es zu einer sogenannten abortiven Poliomyelitis, das heißt ohne Beteiligung des zentralen Nervensystems (ZNS). Die Betroffenen entwickeln unspezifische Symptome wie eine Gastroenteritis, Fieber, Übelkeit, Halsschmerzen oder Myalgien. Wandern die Viren vom Blut ins ZNS sowie in das Stamm- und Mittelhirn, befallen sie dort vor allem die motorischen Vorderhornzellen des Rückenmarks, die zur grauen (polios = griechisch grau) Substanz gehören und die Bewegungen der Gliedmaßen kontrollieren. 2 bis 4 Prozent der Erkrankten machen dann eine nichtparalytische Poliomyelitis (aseptische Meningitis) durch. Etwa drei bis sieben Tage nach der abortiven Form kommt es zu Fieber, Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen und Muskelspasmen.

Bei 0,1 bis 1 Prozent entwickelt sich die gefürchtete paralytische Poliomyelitis, die das charakteristische Erscheinungsbild der Erkrankung ausmacht. Neben schweren Rücken-, Nacken- und Muskelschmerzen erleiden die Patienten motorische Paresen, also Teilausfälle motorischer Funktionen eines Muskels oder von Muskelgruppen. Die motorische Schwäche ist meist asymmetrisch und betrifft Bein- (am häufigsten), Arm-, Bauch-, Thorax- oder Augenmuskeln. Die Paresen bilden sich nicht immer vollständig zurück und können ein Leben lang bestehen bleiben. Zudem können sich die Beschwerden Jahre bis Jahrzehnte später weiter verschlimmern. Dieses Postpolio-Syndrom wird vermutlich durch eine Überlastung und Degeneration der gesunden Nervenbahnen verursacht.

In Deutschland infizierte sich zuletzt im Jahr 1990 eine Person mit dem Wildtyp. Danach kam es jedoch jährlich zu ein bis zwei Fällen von paralytischer Poliomyelitis, die durch Impfviren verursacht wurden. Deshalb beschloss die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) 1998, anstelle des günstigeren oralen Lebendimpfstoffs (OPV) den Einsatz von inaktivierten Polio-Vakzinen (IPV) zu empfehlen, die diese Gefahr nicht bergen.

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