Gefürchtete Nebenwirkung |
Juliane Brüggen |
15.02.2022 12:00 Uhr |
Das Spektrum der Arzneistoffe, die das QT-Intervall verlängern, ist breit. Fast immer hemmen sie einen bestimmten Kaliumkanal in der Herzmuskelzelle, den HERG-Kaliumkanal (HERG = human ether-à-go-go-related gene). Dieser ist für die Repolarisation mitverantwortlich. Die Bindungsstelle im Kanal ist sehr unspezifisch, was erklärt, warum so viele, strukturell unterschiedliche Arzneistoffe ihn blockieren können.
Nicht immer ist bewiesen, dass QT-verlängernde Wirkstoffe auch das Risiko für Torsades de pointes (TdP) erhöhen. Manchmal sind zusätzliche Faktoren ausschlaggebend, wie eine sehr hohe Dosis, eine durch Interaktionen erhöhte Plasmakonzentration oder Hypokaliämie.
Eine aktuell gehaltene Liste mit potenziell torsadogenen Arzneistoffen ist unter www.crediblemeds.org zu finden. Dort wird unterschieden in
Das TdP-Risiko steigt nicht nur mit höherer Dosis, sondern auch, wenn zwei oder mehrere QT-verlängernde Arzneistoffe kombiniert werden. Ein höheres Risiko haben außerdem Frauen, ältere Menschen über 65 Jahre, Personen mit Long-QT-Syndrom oder QTc-Zeit über 500 Millisekunden sowie Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion oder mit kardiovaskulären Krankheiten wie Herzinsuffizienz, Bradykardie, AV-Block oder Herzinfarkt. Auch Multimedikation gilt als Risikofaktor.
Arzneistoffgruppe | Wirkstoffe (Beispiele) |
---|---|
Antiarrhythmika der Klasse III | Amiodaron, Dronedaron, Sotalol |
Antipsychotika | Chlorpromazin, Haloperidol, Levopromazin, Sulpirid, Thioridazin |
Antibiotika (Fluorchinolone) | Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin |
Antibiotika (Makrolide) | Azitrhomycin, Clarithromycin, Erythromycin, Roxithromycin |
Antidepressiva | Citalopram, Escitalopram |
Magen-Darm-Mittel | Domperidon, Ondansetron |
Sonstige | Fluconazol, Methadon, Propofol, Sevofluran |