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Männer und Frauen

Gendermedizin – der große Unterschied

Frauen und Männer erkranken und genesen auf unterschiedliche Weise. Zudem reagieren sie oft anders auf Medikamente. Gender- oder geschlechtsspezifische Medizin nennt sich die noch junge Forschungsrichtung, die sich mit diesem Themengebiet beschäftigt. PTA-Forum hat dazu bei Kardiologin Professorin Dr. Vera Regitz-Zagrosek, Gründungsdirektorin des »Berliner Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin« an der Charité Berlin nachgefragt.
AutorKontaktIsabel Weinert
Datum 20.03.2020  16:00 Uhr

Dosisanpassungen

Die Folgen der Studien-Präferenz auf dem männlichen Geschlecht zeigen sich auch in der jüngst gewonnenen Erkenntnis, dass bei Frauen wichtige Medikamente gegen Herzschwäche geringer dosiert werden sollten als aufgrund der Männer-basierten Studien in den Leitlinien steht. Allerdings gilt es, diese Ergebnisse in der Apotheke mit Vorsicht an die Frau bringen. Denn die verständliche Reaktion der Patientin könnte darin liegen, dass sie die Dosis eigenmächtig senkt. Hier müssen PTA und Apotheker klarmachen, dass die Dosierung immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden muss.

Stereotype auch digital

Frauen und ihre Gesundheit werden auch im digitalen Zeitalter noch nach alten Mustern bewertet. So zeigte die niederländische Forscherin Sabine Oertel-Prigione, dass Chatbots, denen man als Mann Symptome eines Herzinfarkts nannte, den User an den Notarzt verwiesen, gab man das Geschlecht mit weiblich an, zeigte sich der virtuelle Doktor wenig intelligent, denn statt des Verdachts auf Herzinfarkt tippte er auf eine Panikattacke oder Depression und verwies die Patientin an den Hausarzt.

Um Künstliche Intelligenz in der Medizin so auszurichten, dass Geschlechterunterschiede berücksichtigt werden, müsse man sich darüber im Klaren sein, was Stereotypen in der Medizin sind, so Regitz-Zagrosek. »Hier mag die Blasenentzündung ein Beispiel sein. Sie wird bei Frauen viel seltener ernst genommen als bei Männern.« Das gilt auch für Blut im Urin – bei Männern immer als Alarmzeichen gewertet, gilt es bei Frauen als mehr oder weniger normal. Nicht ohne Folgen: Blasentumoren werden bei Frauen im Schnitt später diagnostiziert als bei Männern.

Selbst handeln

Um den Erkenntnissen über Geschlechterunterschiede in der Medizin nachhaltig Ausdruck zu verleihen, sind auch die Frauen selbst gefragt. So können Wissenschaftlerinnen und Interessierte Mitglied in der Gesellschaft für geschlechtsspezifische Medizin (DGESM) werden Frauen können beim nächsten Arztbesuch nachfragen, ob verordnete Arzneimittel auch an Frauen getestet wurden. Es braucht etwas Mut, sich als Frau zu diesem Thema zu positionieren, aber es kann sogar das eigene Leben retten.

So beschreibt Regitz-Zagrosek in ihrem Buch »Gendermedizin – Warum Frauen eine andere Medizin brauchen« (siehe Buchtipp) das Szenario einer mündigen Patientin: »Eine Frau kommt mit starker Übelkeit und Luftnot in die Notaufnahme. Dort sagt man ihr nach einer kurzen Untersuchung, dass sie sich ausruhen und am nächsten Tag wiederkommen soll, wenn es nicht besser wird. Der Ambulanzarzt findet im EKG nichts Auffälliges und vermutet offenbar keinen Herzinfarkt. Wie könnte die Patientin in dieser Situation mit dem Arzt sprechen? Zunächst sollte sie die Symptome ohne Vorwurf benennen: »Mir geht es richtig schlecht, und ich fühle mich überfordert, wenn ich jetzt nach Hause gehen soll.« Oder: »Ich habe gelesen, dass diese Beschwerden bei Frauen ein Herzinfarkt sein könnten. Können Sie das bei mir mit Sicherheit ausschließen?« Im zweiten Schritt formuliert die Frau ihr Bedürfnis: »Ich habe das Gefühl, es könnte ein Infarkt sein und mache mir große Sorgen. Deshalb möchte ich gerne, dass Sie weitere genaue Untersuchungen veranlassen, zum Beispiel meine Blutwerte testen.« Oder: »Mir ist es wichtig, dass Sie einen Infarkt ausschließen, auch wenn die Ambulanz voll ist und Sie zum nächsten Patienten müssen.«

Vielen Frauen bereitet es Probleme, für sich selbst einzustehen, wenn es um die Gesundheit geht. Das zeigt etwa eine Untersuchung von Regitz-Zagrosek und Kollegen, in der Männern und Frauen erklärt wurde, was gesundheitsbewusstes Verhalten ausmacht und welche Risiken (Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen) sich beeinflussen lassen. Anhand eines Fallbeispiels sollten die Probanden dann bewerten, wie gut der Mensch auf seine Gesundheit achtet. Männer wie Frauen schätzten das relativ richtig ein. Im Anschluss sollten die Probanden ihr eigenes Risiko auf Grundlage ihres Lebensstils bewerten.

Hier unterschätzten die Frauen ihr individuelles Risiko massiv, wohingegen die Männer bei sich selbst weitgehend richtiglagen. Das Risiko ihrer Partner ordneten Frauen wiederum realistisch ein. Frauen brauchen mehr Selbstfürsorge, schließt die Expertin aus dieser Untersuchung. PTA und Apotheker können dazu tagtäglich einen wertvollen Beitrag leisten. 

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