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Glücksspielsucht im Alter

Seit im Juli 2021 in Deutschland das Online-Glücksspiel legalisiert wurde, wird im Fernsehen immer häufiger dafür geworben. Hinzu kommen auch etliche Möglichkeiten des Glücksspiels vor Ort. Eine wachsende Zielgruppe sind dabei Senioren, die sich von einem eintönigen Alltag ablenken möchten – das kann unangenehme Folgen haben.
Barbara Erbe
26.06.2024  08:00 Uhr
Glücksspielsucht im Alter

Angesichts des stetig wachsenden Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung stellten sich zunehmend Fragen zur Sucht im Alter, berichtet der Diplom-Psychologe Dr. Tobias Hayer im Gespräch mit PTA-Forum. »Die Älteren sind in puncto Süchte ohnehin eine vergessene Generation«, betont der Leiter der Arbeitseinheit Glücksspielforschung an der Universität Bremen. »Und Glücksspielsucht ist das Paradebeispiel einer heimlichen Sucht, die sich gut vor Außenstehenden verbergen lässt – man bekommt davon weder eine Alkoholfahne noch hat man körperliche Aussetzer oder gar Einstichwunden.«

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 haben in Deutschland 36,5 Prozent der Bevölkerung im Alter von 16 bis 70 Jahren in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal an einem Glücksspiel teilgenommen – 40,4 Prozent der Männer und 32,7 Prozent der Frauen. Die meisten von ihnen spielen bei Lotterien mit, die vor allem unter Senioren am beliebtesten sind. Bei Automaten- und Casinospielen sowie bei Sportwetten liegen wiederum die Jüngeren vorn. Laut einem Forschungsbericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) vom Januar 2020 war das Hauptmotiv der befragten Glücksspielenden der Wunsch nach Geldgewinn, aber auch der Wunsch, Spaß haben zu wollen. Über 60 Prozent der Umfrageteilnehmer berichteten allerdings auch, durch Glücksspiel einen finanziellen Verlust erlitten zu haben.

Ein mindestens riskantes Glücksspielverhalten legen laut Glücksspielsurvey 8,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an den Tag. Das entspricht etwa 3,5 Millionen Menschen mit einem riskanten und weiteren knapp 1,4 Millionen mit einem süchtigen Glücksspielverhalten in Bezug auf Regelmäßigkeit, investierte Geldmengen und Aufmerksamkeit, die das Spiel im Alltag erfährt.

Hoffnung auf Gewinne

Verschiedene europäische Studien zeigten, dass Glücksspiel auch im fortgeschrittenen Alter keine Seltenheit ist, bemerkt Hayer. Gegenüber jüngeren Personengruppen sei bei den älteren oftmals der Frauenanteil leicht erhöht. Zu den von Älteren bevorzugten Glücksspielformen zählten Lotterien, Casinospiele und Bingo. »Dabei ziehen Frauen eher rein zufallsbasierte Spielformen wie Bingo vor und Männer vor allem sogenannte Mischspiele mit geringfügigen Kompetenzanteilen wie Poker oder Sportwetten.« Als zentrale Motive nennen ältere Glücksspielende Freizeitgestaltung und Unterhaltung, aber auch die Aussicht auf Geldgewinne.

Darauf zielen Glücksspielveranstalter wie beispielsweise Spielbanken ab, die in der Tradition früherer Kaffeefahrten auf ihren Homepages für einen Kaffeeklatsch im Casino oder Spielnachmittage bei Kaffee und Kuchen werben. »Gerade ältere Menschen, die allein leben, vielleicht einen vertrauten Menschen verloren haben oder auch körperlich eingeschränkt sind, und die viel mehr Zeit zur Verfügung haben als Berufstätige, werden offensiv umgarnt – unter dem Deckmantel eines sozialen Freiheitvergnügens, ohne jedoch auf potenzielle Risiken und Gefahren von Glücksspielen zu verweisen«, so Hayer.

Betroffene, deren Glücksspielverhalten aus dem Ruder läuft, litten in der Folge häufig an Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen. Entsprechend liege auch die Suizidrate in dieser Gruppe deutlich höher als im Durchschnitt der Bevölkerung. »Empirische Befunde legen nahe, dass Problemspielerinnen und -spieler deutlich häufiger Tabak und Alkohol konsumieren als Freizeitspielerinnen und -spieler«, sagt Hayer. Dazu komme, dass sich ältere Menschen mit eher kleiner Rente immer wieder verschuldeten, um ihrer Glücksspielsucht weiter nachkommen zu können.

Außenstehende bemerkten die Glücksspielsucht eines Menschen oftmals überhaupt nicht, berichtet Hayer. »Selbst an Ehepartnerinnen und Ehepartnern läuft die Entwicklung oft jahrelang vorbei, denn abgesehen vom Geld, das weg ist, hinterlässt die Sucht keine nach außen hin sichtbaren Spuren.« Die Betroffenen selbst wiederum neigten dazu, ihre Krankheit nicht als solche zu sehen und seien überzeugt, sie hätten alles im Griff. Hayer: »Die Einsicht kommt in der Regel erst, wenn gar nichts mehr geht.« Sprich: Wenn das Geld weg ist, das Glücksspiel aber zum zentralen Lebensinhalt geworden ist, um den sich alles dreht, und die Person immer häufiger und riskanter spielen muss, um den ersehnten Kick zu bekommen.

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