Hauttoxizitäten unter Anti-EGFR-Therapie |
Juliane Brüggen |
08.09.2021 14:00 Uhr |
Trockene Haut (Xerosis cutis) und Juckreiz (Pruritus) sind meist Hautreaktionen der späten Phase (ab der vierten oder fünften Therapiewoche). Juckreiz könne jedoch auch schon gleichzeitig mit dem Erythem oder akneiformen Exanthem auftreten. Intensität und Dauer der Symptome seien unterschiedlich – je nach Therapie, Kombination von Medikamenten und individuellen Risikofaktoren.
Sieper betonte, dass Pruritus die Lebensqualität drastisch einschränkt und »absolut unangenehm« für die Patienten ist. Mögliche Auswirkungen seien Schlafstörungen, eingeschränkte Konzentration und Störungen der Sexualität.
Zur Prophylaxe und Therapie des Pruritus unter EGFR-Inhibition gebe es keine spezifischen Studien. Es empfehle sich, wie beim Exanthem, mechanische und chemische Noxen zu meiden, auf den UV-Schutz zu achten und die Basispflegemaßnahmen konsequent umzusetzen (pH-hautneutrale Bade- und Duschöle und mindestens zweimal täglich 5- bis 10-prozentige harnstoffhaltige Cremes). Um Juckreiz zu behandeln, könnten rückfettende Cremes eingesetzt werden. Zudem kommen laut Leitlinie orale Antihistaminika und topische Glucocorticoide infrage.
Sieper schloss mit einer Übersicht der Hauptpflege während einer Anti-EGFR-Therapie ab: In der frühen Phase (erste bis dritte oder vierte Therapiewoche) sollten hydratisierende Externa bevorzugt werden, vor allem hydrophile Öl-in-Wasser-Emulsionen mit NMF (engl. Natural Moisturizing Factor) wie Harnstoff, zum Beispiel von Eucerin®, Excipial® Hydro (mit Urea) oder Dr. Storz® (Aloe vera).
In der späten Phase (etwa ab der vierten Therapiewoche) sollte vermehrt auf rückfettende Externa in Form von (Fett-)Salben gesetzt werden (lipophile Wasser-in Öl-Emulsionen). Als Beispiele nannte Sieper Adtop®, Excipial® LipoLotio, Bepanthen® intensiv, Eucerin®, Mandelölpflegesalbe und Optiderm®. Bei Juckreiz könne auch ein kühlendes Aloe-vera-Gel helfen. Hydrokolloidpflaster seien gut geeignet, um Finger- oder Ferseneinrisse und Rhagaden abzudecken.
Das Fazit der Apothekerin: »Wichtig für den Patienten ist, dass er entspannt durch die Therapie kommt. Wir haben die Mission, zuzuhören und ihm dabei zu helfen, seinen eigenen Weg zu finden.«