Heilen mit Darmbakterien |
Es gibt auch Hinweise, dass die FMT bei der Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wirksam sein könnte. Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse aus 2022 zeigte den Nutzen der FMT bei der Kurzzeitbehandlung der aktiven Colitis ulcerosa. Das Sicherheitsprofil war ähnlich wie unter Placebo. In die Untersuchung schlossen die Wissenschaftler sechs doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) mit erwachsenen Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa ein. Es erreichten mehr Patienten mit FMT als mit Placebo eine kombinierte klinische und endoskopische Remission. Die Autoren halten weitere RCTs für erforderlich, um die Studienprotokolle zu standardisieren und Informationen für eine Erhaltungstherapie zu sammeln.
In einer Netzwerk-Metanalyse aus 2021 wurde die Wirksamkeit und Sicherheit von gezielten Pharmakotherapien wie Infliximab oder Adalimumab und der FMT zur Behandlung der Colitis ulcerosa verglichen. Die Analyse der 19 eingeschlossenen Studien ergab, dass die FMT ebenso wirksam und sicher wie die anderen untersuchten Therapien war. Ein weiteres Einsatzgebiet könnte Adipositas sein. Allerdings fehlen bislang Nachweise, dass die Transplantation nachhaltig hilft, da die Mikrobiota teilweise genetisch bedingt ist. Laufende Forschungsstudien untersuchen die Wirksamkeit der FMT bei anderen gastrointestinalen und nicht-gastrointestinalen Erkrankungen.
Präparate zum fäkalen Mikrobiomtransfer unterliegen in Deutschland dem Arzneimittelgesetz. Die Hürden für ein zugelassenes Arzneimittel sind jedoch hoch. Dieses muss nicht nur als wirksam erwiesen sein, sondern auch als sicher. Zudem ist eine standardisierte Zusammensetzung erforderlich. In Deutschland findet der FMT daher bislang nur im Rahmen von klinischen Studien oder individuellen Heilversuchen statt. Bei Letzterem wird der Patient direkt durch den behandelnden Arzt versorgt, der persönlich für die Herstellung und Qualität des Präparats verantwortlich ist. Eine Übersicht über Einrichtungen, die die FMT anbieten, ist hier zu finden.
Es gibt verschiedene Wege, das Mikrobiom des Spenders zu verarbeiten. Es kann in Kochsalzlösung verflüssigt und filtriert werden, um zelluläre Bestandteile zu entfernen. Die entstandene Suspension kann gleich dem Patienten gegeben werden oder sie wird bei –20 bis –80 °C gelagert. Wenn das Mikrobiom tiefgekühlt aufbewahrt werden soll, wird der Flüssigkeit Glycerin zugesetzt. Dieses soll die Lebensfähigkeit der Bakterien verbessern. Patienten kann Spenderstuhl entweder in flüssiger Form direkt oder in aufbereiteter Form verabreicht werden. Die Vorstellung, verflüssigten Stuhl schlucken zu müssen, ist verständlicherweise nicht angenehm. Hier kann man Patienten beruhigen. Die Zubereitung wird ihnen über einen Einlauf, per Endoskopie oder über einen nasojejunalen Schlauch zugeführt. Das verflüssigte Mikrobiom kann auch gefriergetrocknet werden. Es entsteht ein Pulver, das in magensäureresistente Kapseln verfüllt wird. Die Kapseln lassen sich im Kühlschrank lagern und können eine Langzeitbehandlung ermöglichen.