Heilpflanze des Jahres 2024 |
Ganz nebenbei unterstützt der Genießer mit der »Heilpflanze des Jahres 2024« sein Wohlergehen. »Ein kostenloses Superfoot, das mit kleinem Aufwand vor der eigenen Tür beschafft werden kann« heißt es aus der Jury, welche für den gemeinnützigen Verein NHV Theophrastus seit 2003 einen Jahressieger der Heilpflanzen kürt. Dass Bahndämme oder Ränder befahrener Straßen und konventionell bewirtschafteter Äcker keine geeigneten Sammelstellen seien, wird ausdrücklich noch hinzugefügt.
Ob selbst geerntet oder als Saft gekauft – Holunderbeeren strotzen regelrecht vor gesunden Inhaltsstoffen. Dazu gehören zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium, Phosphor und Eisen in Abhängigkeit vom Standort der Pflanze. Flavonoid- und Anthocyanglykoside, Aminosäuren, Phenolsäuren, Triterpene, Schleim- und Gerbstoffe sind ebenfalls darin eingeschlossen. Dieses vielgestaltige Zusammenspiel sekundärer Pflanzenstoffe ist die Ursache der antiviralen, antioxidativen und immunstärkenden Eigenschaften des Holunders. Wer also beginnend mit der Erntezeit regelmäßig den Saft oder eine Suppe aus den Früchten zu sich nimmt, stärkt seine körpereigene Abwehr vorbeugend und kommt entspannter durch Herbst und Winter. Holunderbeeren haben außerdem eine leicht abführende und schmerzlindernde Wirkung.
Als traditionelles Heilmittel werden die Blüten des Schwarzen Holunders von der Europäischen Arzneimittelagentur anerkannt. Eingesetzt werden sie vor allem als schweißtreibendes Mittel am Beginn von Erkältungskrankheiten. Sie haben ebenfalls einen sekretolytischen Effekt, welcher dafür sorgt, dass die Atemwege gut befeuchtet und der Sekretauswurf verbessert wird. Festsitzender Schleim bei Bronchitis oder Nebenhöhlenentzündungen wird gelockert. Des Weiteren sind Holunderblüten fiebersenkend und harnsteigernd. Hauptsächlich verantwortlich für diese Einsatzmöglichkeiten sind die in ihnen enthaltenen Flavonoide, namentlich Rutin. Wie in den Früchten, finden sich auch in den Blüten Gerb- und Schleimstoffe, Triterpene und organische Säuren. Trotz des auffälligen Duftes sind nur geringe Mengen ätherischer Öle inbegriffen.
Ziemlich in Vergessenheit geraten ist das Wissen um die Nutzung von Blättern, Rinde und Wurzeln. »Wir nutzen heute im Endeffekt die Teile des Holunders, in denen die Wirkstoffe geringer konzentriert vorliegen.« meint Konrad Jungnickel, Heilpraktiker mit Lehrauftrag an der Dresdner Heilpraktikerschule. Auslöser sei die Verunsicherung hinsichtlich einiger Substanzen wie dem Sambunigrin. »Selbstverständlich kann eine unsachgemäße Zubereitung oder falsche Dosierung den Heilungsprozess beeinträchtigen. Aber deshalb gleich ganz auf die Arznei zu verzichten, halte ich für übertrieben.« Wie bei den Früchten komme es auch bei Anwendung der Blätter und Rinde darauf an, sie ausreichend lange zu erhitzen, um das Glykosid zu zersetzen und unschädlich zu machen.
Hauptanwendungsgebiete neben Erkältungs- und Infektionskrankheiten sind für den Holunder somit Verstopfung und Hautunreinheiten, Kopfschmerzen, Neuralgien, Harnwegs- und Nierenleiden. Bei Gicht und Rheuma gebrauchte ihn der bekannte Reformator der Medizin Theophrastus Bombast von Hohenheim.