Herausforderung Spritzentherapie bei AMD |
Das Antikörperfragment Ranibizumab (Lucentis®) war der erste VEGF-Hemmer, der 2007 für die Therapie der feuchten AMD zugelassen wurde. Er wird – wie auch die nachfolgenden Biologicals – vom Augenarzt in den Glaskörper des Auges gespritzt (intravitreale operative Medikamentenapplikation, IVOM). Nach den ersten drei Injektionen im Monatsabstand entscheidet der Arzt über das nächste Intervall. Bei Krankheitsaktivität muss Ranibizumab, von dem es mittlerweile auch Biosimilars gibt (Byooviz®, Ranivisio® und Ximluci®), weiter monatlich gespritzt werden. Der Antikörper Bevacizumab (Avastin®) ist ähnlich aufgebaut und hat den gleichen Wirkmechanismus wie Ranibizumab, ist aber nur für die Krebsbehandlung zugelassen. Da es sehr viel günstiger ist, verordnen Augenärzte es häufig off Label. Studien zeigen auch, dass Bevacizumab dem kleineren und leichteren Ranibizumab nicht unterlegen ist.
Aflibercept (Eylea®) wurde 2012 zur Behandlung der feuchten AMD zugelassen. Es handelt sich um ein Fusionsprotein, das im Auge als »Köderrezeptor« fungiert: Der Wachstumsfaktor VEGF wird gebunden, bevor er das Gefäßwachstum anregen kann. Nach den ersten drei Injektionen im Monatsabstand wird es alle zwei Monate gespritzt.
Der Wunsch, das Spritzintervall zu verlängern, führte zur Entwicklung eines weiteren Angiogenesehemmers im Jahr 2020. Brolucizumab (Beovu®) wird viermal im Abstand von jeweils vier Wochen in den Augapfel gespritzt. Danach genügt bei den meisten Patienten ein Intervall von drei Monaten.
Faricimab (Vabysmo®) ist der neueste Antikörper zur Therapie der feuchten AMD. Er besitzt einen dualen Wirkmechanismus – neben VEGF hemmt er außerdem Angiopoietin-2, einen weiteren Wachstumsfaktor. Dadurch werden die Gefäße stabilisiert, die Makula bleibt länger trocken. Das zeigt sich im Dosierungsschema: Nach der Aufsättigungsphase reicht ein Intervall von vier Monaten bei Patienten ohne Krankheitsaktivität oft aus.
Vielen Patienten ist unwohl bei der Vorstellung an den Piks in den Augapfel. Zudem müssen die Termine regelmäßig wahrgenommen werden – für die meist älteren, wenig mobilen Patienten eine Herausforderung. Im Durchschnitt werden im ersten Jahr etwa sieben bis acht Behandlungen benötigt, drei bis vier Injektionen im zweiten Jahr und circa drei Behandlungen ab dem dritten Jahr.
Patienten, die bereits 50, 70 oder mehr Injektionen hinter sich haben, sind heute keine Seltenheit. Die Behandlungen belasten die Patienten und führen zu einer gewissen Therapiemüdigkeit, die ihre Sehfähigkeit gefährden kann. Ein Port Delivery System (PDS) mit Ranibizumab könnte die Therapie deutlich vereinfachen: Dafür setzt der Augenarzt ein reiskorngroßes Reservoir in die Lederhaut des Auges ein und befüllt es alle 24 oder 36 Wochen mit der Wirkstoff-Lösung. Im Rahmen einer Studie führte das PDS, das in den USA bereits zugelassen ist, zu fünfmal weniger Ranibizumab-Behandlungen und hatte zudem ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil.
Am Behandlungstag sind leichte Schmerzen, Blendempfindlichkeit und mouches volantes (»fliegende Mücken«, kleine dunkle oder helle Objekte, die sich im Blickfeld bewegen) häufige Nebenwirkungen. Bei diesen Symptomen sollte der Patient sofort einen Augenarzt aufsuchen: