Herz-Kreislauf-Risiken hängen von Therapieform ab |
Verglichen mit Tibolon und oralen Estrogen(-Gestagen-)Präparaten zeigten sich transdermale HRT-Formen als vergleichsweise risikoarme Option. / © Getty Images/Emilija Manevska
In Deutschland sind aktuell etwa neun Millionen Frauen in den Wechseljahren. Häufig leiden sie unter Symptomen des Estrogenmangels wie Hitzewallungen, Nachtschweiß oder depressiven Verstimmungen. Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann diese lindern und Osteoporose vorbeugen, ist aber mit Risiken verbunden.
Eine Forschungsgruppe der Universität Uppsala in Schweden hat nun untersucht, wie sich verschiedene HRT-Wirkstoffe und Verabreichungsformen (oral versus transdermal) auf das Risiko für venöse Thrombosen, Schlaganfall und Herzinfarkt auswirken. Die Studie, die rund eine Million Frauen im Alter von 50 bis 58 Jahren einschließt, ist die weltweit umfassendste zu den derzeit verwendeten Substanzen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal »The BMJ« veröffentlicht und zeigen, dass die Risiken je nach Wirkstoff und Verabreichungsform variieren. Vergleichsweise risikoarm sind demnach transdermale Therapien wie Hormonpflaster.
»Viele Frauen befürchten, dass Hormontherapien das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Diese Sorge basiert auf älteren Studien, die vor über 20 Jahren durchgeführt wurden und sich nur mit einer einzigen Therapieform beschäftigten. Seitdem wurden viele neue Präparate eingeführt und unsere Studie zeigt, dass die früheren Schlussfolgerungen nicht für alle Behandlungsarten gelten«, sagt Dr. Therese Johansson, Erstautorin, in einer Pressemitteilung.
Für die Studie untersuchte das Team um Johansson die Risiken verschiedener Therapieformen, darunter die orale kombinierte kontinuierliche Therapie (Estrogen plus Gestagen), die orale kombinierte sequentielle Therapie (Wechsel zwischen Estrogen und Gestagen), orales Estrogen als Monotherapie, Tibolon und die transdermale Therapie mit Estrogen oder mit Estrogen plus Gestagen.
Bei diesem speziellen Studiendesign wurden innerhalb einer Studie 138 kleinere, simulierte Studien durchgeführt; jeden Monat begann eine neue Teilstudie, bei der die Teilnehmerinnen in zwei Gruppen eingeteilt wurden: Die eine begann mit einer HRT, die andere nicht (Kontrollgruppe). Dieser Ansatz ermöglichte eine umfassende Analyse und eine langfristige Beobachtung, ohne dass eine große klinische Studie erforderlich war. Insgesamt führten die Forschenden die Daten von 919.614 Frauen zusammen. Der Studienzeitraum war von 2007 bis 2018.