Hype um Semaglutid bleibt |
Neben Übelkeit komme es zu Beginn der Therapie häufig zu weiteren Magen-Darm-Beschwerden wie Erbrechen, Durchfall und Verstopfung, sagt Karsten Müssig von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie am Franziskus-Hospital Harderberg. Daher werde mit einer niedrigen Dosis begonnen, die nach und nach gesteigert werde. Seltene Nebenwirkungen seien eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Darmverschluss. »Deshalb sollte die Behandlung nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen«, mahnt Müssig.
Eine jüngst in der Fachzeitschrift »Jama Ophthalmology« veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass Semaglutid in sehr seltenen Fällen mit einer schweren Augenerkrankung einhergehen könnte – der nicht-arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION). Erwiesen sei dies zwar nicht, ernst nehmen müsse man es aber schon, sagt Horst Helbig von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) und vom Universitätsklinikum Regensburg. Die Klärung dieser Frage bedürfe weiterer Untersuchungen und einer sorgfältigen Beobachtung von Patienten.
Berichte deuten auf ein weiteres Phänomen hin, bekannt unter dem Begriff »Ozempic Face«: Generell kann bei einer schnellen Gewichtsabnahme das Gesicht eingefallen und stark gealtert wirken.
Adipositas sei ebenso wie Diabetes eine chronische Erkrankung, sagt Laudes, daher müsse das Medikament lebenslang genommen werden. »Bei einem Diabetesmedikament würde ja auch niemand sagen, das könne man nach sechs Monaten absetzen«, sagt Laudes. »Jeder adipöse Mensch hat sein Leben lang das Problem, dass er immer wieder zunehmen kann.« Das sehe man etwa auch nach Magenverkleinerungen.
Eine Adipositas-Therapie sollte immer auch eine Änderung des Lebensstils enthalten, etwa im Sinne einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger körperlicher Bewegung, sagt der DGE-Experte Müssig. Die Kost sollte kalorienreduziert und ballaststoffreich sein und außerdem weniger gesättigte und mehr ungesättigte Fettsäuren enthalten – ähnlich wie bei der mediterranen Ernährung.