Hype um Semaglutid bleibt |
Der Preis der Adipositas-Therapie beläuft sich laut Müssig auf etwa 300 Euro monatlich. Patienten müssen die Kosten selbst tragen, denn das Medikament wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Unter der Behandlung mit Semaglutid habe es bei Frauen, die längere Zeit einen unerfüllten Kinderwunsch hatten, Schwangerschaften gegeben, sagt Ulrich Knuth, Vorsitzender des Bundesverbands Reproduktionsmedizinischer Zentren Deutschland (BRZ). Valide Zahlen dazu gebe es allerdings nicht. Möglicherweise, so der Experte, spiele hier die Verringerung des Körpergewichts eine Rolle. Es sei bekannt, dass Adipositas die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verringere.
Während der Schwangerschaft und Stillzeit soll das Präparat nicht verwendet werden. Wer ein Kind bekommen wolle, sollte Semaglutid mit einem Vorlauf von mindestens zwei Monaten absetzen, schreibt die europäische Arzneimittelbehörde EMA.
Das Diabetesmedikament Ozempic sei schon lange Zeit jenseits der eigentlichen Zulassung – also gegen Typ-2-Diabetes – zur Gewichtsreduktion eingesetzt worden, sagt Diabetologe Müssig. Die Einführung von Wegovy ging vor einem Jahr mit der Hoffnung einher, dass Ozempic nicht länger als Adipositas-Medikament eingesetzt wird und verstärkt den Diabetes-Patienten zur Verfügung steht. Zwar habe sich inzwischen die Verfügbarkeit von Ozempic gebessert, aber es gebe weiterhin Lieferengpässe. Adipositas-Experte Laudes sagt, auch bei Wegovy sei die Nachfrage größer als die Produktion.
Diese Situation erhöht das Risiko von Produktfälschungen – und die EMA warnt explizit vor dem Kauf solcher Präparate auf dem Schwarzmarkt. Zudem sollten die Präparate nur für die jeweiligen Zulassungen – Typ-2-Diabetes und Adipositas – zum Einsatz kommen.
Wenn nicht adipöse Menschen solche Medikamente lediglich dazu nutzten, um ihre Figur zu optimieren, verschlimmere dies die ohnehin bestehenden Engpässe.
Nein. Der US-Pharmakonzern Eli Lilly vertreibt inzwischen unter dem Namen Mounjaro® ein ähnliches Präparat mit dem Wirkstoff Tirzepatid, der ebenso wie Semaglutid ein GLP-1-Rezeptoragonist ist. Zudem ist die Substanz ein Agonist am Rezeptor von GIP (Glucose-dependent Insulinotropic Polypeptide), einem weiteren Inkretinhormon. Das Medikament ist seit Ende vergangenen Jahres in der EU zugelassen.
Gerade ergab eine Studie, dass sich damit deutlich eher ein starker Gewichtsverlust erreichen lässt als mit Semaglutid. Die Nebenwirkungsrisiken beider Substanzen seien vergleichbar, berichtet das Forschungsteam im Fachjournal »JAMA Internal Medicine«. Aussagen zu Langzeitfolgen sowie zum Erreichen wichtiger Ziele wie einem verringerten Risiko für Herzinfarkte ließen sich aus der Analyse aber nicht ableiten.