Im Blut Krebs erkennen |
Es bedarf strenger Kriterien, um Tests zur Krebsfrüherkennung flächendeckend zu etablieren. So ist es wichtig, dass sie Erkrankungen mit einer sehr hohen Sicherheit richtig erkennen. Übersehene Krebserkrankungen machen eine Früherkennungsmethode unbrauchbar. Falsch positive Ergebnisse sorgen bei den Betroffenen für Verunsicherung und belasten das Gesundheitssystem durch die Kosten für (nicht) notwendige Folgeuntersuchungen. Im Fall schwer behandelbarer Krebserkrankungen stellt sich zudem die Frage, ob eine frühe Diagnose, ohne die Möglichkeit einer erfolgreichen Behandlung die Belastung für die Betroffenen nicht unnötig steigert.
Um Bluttests auf Krebs als Screeningmethode einsetzen zu können, fehlt es derzeit an der nötigen wissenschaftlichen Evidenz. Dennoch bieten einige Firmen und private Zusatzversicherer bereits Bluttests an, mit denen mehrere Krebserkrankungen parallel aufgespürt werden können sollen. Dazu gehört der Galleri Bluttest des Kalifornischen Biotechnologie Unternehmens Grail, der nach eigenen Angaben 50 Krebsarten mit einer einzigen Blutprobe aufspüren können soll.
Unter ihnen befinden sich auch besonders schwer im Frühstadium zu erkennende Krebsarten wie Eierstock-, Pankreas- oder Speiseröhrenkrebs. Laut einer klinischen Studie ist der Galleri Bluttest in der Lage, knapp doppelt so viele Krebserkrankungen zu erkennen, wie die derzeit empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen.
Neuere Studien ließen in letzter Zeit jedoch erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit des Tests aufkommen. Hier lag der Anteil der identifizierten Krebserkrankungen im frühesten Erkrankungsstadium nurmehr bei 16,8 Prozent. Umfangreiche Daten werden für das Jahr 2026 aus England erwartet. Dort wurde der Test über drei Jahre in Folge von 140.000 Menschen zwischen 50 und 77 Jahren über das Gesundheitssystem NHS in Anspruch genommen.
In Deutschland sind Bluttests auf Krebs derzeit reine Privatleistung. Anbieter ist zum Beispiel die Hanse Merkur Krankenversicherung mit dem sogenannten Krebs-Scan PanTum Detect® von der Firma Zyagnum AG. Mit dem Test sollen zwei Enzyme (TKTL1 und Apo10) aufgespürt werden können, die bei vielen Krebsarten vorkommen. Angriffspunkt dafür sind die Makrophagen, die nach der Aufnahme von Krebszellen deren Bestandteile und damit die Zielenzyme in sich tragen.
Die Störanfälligkeit des Tests scheint jedoch groß zu sein. Zu den Ausschlussgründen zählen unter anderem tägliche Bagatellen wie Schnittwunden, Prellungen, Erkältungen und Impfungen, die in einem Zeitraum von bis zu acht Wochen vor dem Test nicht aufgetreten sein dürfen.
Die Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft rät in einer Stellungnahme von der Inanspruchnahme des Tests ab. Laut der Experten handele sich nicht um Testverfahren, die zur Früherkennung, Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen werden können.
Weiter heißt es: »Bei diesen Testverfahren handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um kein validiertes Verfahren der in-vitro-Diagnostik, das prospektiv in einer für das beworbene Einsatzgebiet adäquaten kontrollierten Studie geprüft wurde«. In ihrer Beurteilung stützt sich die Arbeitsgemeinschaft auf eine systematische Literaturrecherche, die im April 2014 durchgeführt wurde und seitdem regelmäßig auf den neusten Stand gebracht wird. Die letzte Überprüfung fand im Juli 2023 statt.