Immuntherapie zu selten angeboten |
Juliane Brüggen |
24.04.2024 14:00 Uhr |
Ein langfristiger Schutz vor schweren allergischen Reaktionen ist nur durch die allergen-spezifische Immuntherapie (ASIT) möglich. Bei dieser wird das Insektengift über einen längeren Zeitraum in zunehmenden Mengen in das Unterhautfettgewebe gespritzt. So gewöhnt sich das Immunsystem allmählich an das Allergen.
Empfohlen wird die Therapie in Leitlinien ab einem Anaphylaxie-Grad II – besonders aber, wenn bereits eine allergische Reaktion mit lebensbedrohlichen Symptomen aufgetreten ist oder besondere Risikofaktoren vorliegen, wie eine Mastozytose. Die DDG weist darauf hin, dass die Immuntherapie auch bei einer Anaphylaxie des ersten Grades möglich ist, wenn beruflich ein hohes Stichrisiko besteht oder die Lebensqualität stark eingeschränkt ist.
Schweregrad | Mögliche Symptome |
---|---|
I | Juckreiz, Flush, Urtikaria, Angioödem |
II | Siehe Grad I, zusätzlich Übelkeit, Krämpfe Erbrechen, Rhinorrhö, Heiserkeit, Atemnot, Herzrasen, Blutdruckabfall, Arrhythmie |
III | Siehe Grad I, zusätzlich Erbrechen, Defäkation, Larynxödem, Bronchospasmus, Zyanose, Schock |
IV | Siehe Grad I, zusätzlich Erbrechen, Atemstillstand, Kreislaufstillstand |
Die ASIT gegen Insektengift hat eine hohe Wirksamkeit, in den ersten Jahren nach der Behandlung liegt sie bei über 90 Prozent. »Wenn man bedenkt, wie gut die Behandlung wirkt, ist es sehr verwunderlich, dass schätzungsweise nur 10 Prozent derjenigen, für die eine Indikation der Immuntherapie besteht, eine solche auch erhalten«, bemängelt Jakob.
Einen Nachteil hat die Immuntherapie allerdings: Sie erfordert Geduld. »Wer sich immunisieren lassen möchte, muss sich auf eine über mehrere Jahre erstreckende Behandlung einlassen«, sagt Jakob. Patienten erhalten die Spritze in der Regel zunächst wöchentlich, danach alle vier bis acht Wochen – insgesamt über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren. Eine schnellere Dosissteigerung ist möglich, wenn die Therapie im stationären Setting eingeleitet wird.
Häufige Nebenwirkungen sind Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle, bei denen cortisonhaltige Cremes helfen. Da grundsätzlich das Risiko einer anaphylaktischen Reaktion besteht, bleiben Patienten eine halbe Stunde nach der Spritze in der Arztpraxis. Ein lebenslanger Schutz ist durch die ASIT vermutlich nicht gegeben, wie lange die Wirkung anhält ist individuell unterschiedlich.
Quelle: Empfehlungen der DDG