Inositol als Push für den Stoffwechsel? |
Einige werdende Mütter nehmen Inositol mit Folsäure ein, um das Risiko einer Frühgeburt zu vermindern. Hinweise auf diesen schützenden Effekt gibt es für Frauen, die während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko haben, an Diabetes zu erkranken. Das ist das Ergebnis eines Reviews aus 2021. Hier schlussfolgerten die Autoren, dass eine Myo-Inositol-Supplementierung in erster Linie Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen, aber auch die Inzidenz von Frühgeburten senken könnte.
Ob eine vorgeburtliche Nahrungsergänzung mit Myo-Inositol für Mutter und Fetus sicher und wirksam bei der Vorbeugung von Schwangerschaftsdiabetes ist, untersuchten Wissenschaftler in einem 2023 aktualisierten Review der Cochrane Collaboration. Sie schlossen sieben RCTs mit über 1319 Frauen ein, die zu Beginn der Studien in der zehnten bis 24. Woche schwanger waren. Die Autoren schlussfolgerten, dass Myo-Inositol das Auftreten von Schwangerschaftsdiabetes, hypertensiven Schwangerschaftsstörungen und Frühgeburten verringerte. Die Erkenntnisse basierten jedoch auf kleinen heterogenen Studien. Unklar blieb, wie sich die Supplementation auf den Säugling auswirkte. Auch fehlten zahlreiche Daten zu Auswirkungen auf die Mutter etwa auf die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, postnatale Depressionen oder die Entwicklung eines späteren Typ-2-Diabetes.
Die Einnahme von NEM mit Inositol soll Insulinresistenz, Blutfettwerte und Blutdruck bei Menschen mit metabolischem Syndrom verbessern. Es liegen dazu einige kleinere Studien mit Myo-Inositol bei menopausalen Frauen mit metabolischem Syndrom vor. Eine tägliche orale Verabreichung verbesserte darin Parameter wie den Glucose- und Insulinspiegel, den HOMA-Index zum Nachweis der Insulinresistenz, die Triglyceride, das HDL-Cholesterol und Gesamtcholesterol sowie den Blutdruck signifikant. Insgesamt ist jedoch der klinische Nutzen beim metabolischen Syndrom wie auch bei PCOS noch nicht ausreichend bewiesen.
Inositol ist vermutlich auch an Stoffwechselwegen beteiligt, die bei der Pathogenese und dem Verlauf psychiatrischer Störungen eine Rolle spielen. In einer Übersichtsarbeit untersuchten Forscher 2023 die Wirkungen von Inositol auf das menschliche Gehirn. Ziel war es, mögliche Anwendungen, aber auch Grenzen seiner Verwendung bei psychiatrischen Störungen festzustellen. Als Monotherapie oder zusätzlich zur herkömmlichen Medikation schien sich die Einnahme von Inositol jedoch weder auf Stimmungsstörungen noch auf psychotische Störungen positiv auszuwirken. Einzig für die Behandlung von Panikstörungen zeigten sich Hinweise auf einen günstigen Effekt. Ein systematischer Einsatz von Inositol in der klinischen Praxis kann daher nicht empfohlen werden. Es ist erst einmal weitere Grundlagenforschung erforderlich.
Für die meisten Erwachsenen scheint die Anwendung jedoch zumindest sicher zu sein. Überdosierungen äußern sich im Gastrointestinaltrakt mit Blähungen, Durchfall und Übelkeit. Wenn Frauen das NEM kurzzeitig während der Schwangerschaft einnehmen, gibt es ebenfalls keine Hinweise auf schädliche Wirkungen. Für die Stillzeit liegen keine ausreichenden Informationen vor. Es können möglicherweise Interaktionen mit Arzneimitteln auftreten. Hier ist besonders an Antidiabetika zu denken, da Inositol den Blutzuckerspiegel senken könnte. Die Einnahme zusammen mit Diabetes-Medikamenten führt möglicherweise dazu, dass die Glukosekonzentration im Blut zu stark absinkt. Patienten, die dennoch das NEM anwenden wollen, müssen ihren Blutzuckerspiegel zunächst häufiger messen als sonst üblich.