Intime Probleme in den Wechseljahren |
Verena Schmidt |
19.04.2022 15:30 Uhr |
Eng verknüpft mit der sexuellen Unlust ist das Thema Scheidentrockenheit. Aufgrund der abfallenden Hormonwerte werden die Schleimhäute weniger elastisch, schlechter durchblutet und damit trockener. Das kann zu Schmerzen im Intimbereich führen, vor allem beim Geschlechtsverkehr. Außerdem kann es zu Einrissen in der Schleimhaut kommen, was das Eindringen von Krankheitserregern begünstigt.
Zunächst kann frau versuchen, mit feuchtigkeits- und fettspendenden Präparaten nachzuhelfen. Zur Verfügung stehen hier zahlreiche Cremes, Zäpfchen und Gele: zum Beispiel Vagisan® FeuchtCreme/Cremolum mit Milchsäure, Remifemin® Feuchtcreme mit Hamamelis, Kadefungin® Befeuchtungsgel mit Hyaluronsäure oder Multi-Gyn® LiquiGel mit einem Polysaccharid-Komplex. Alle Präparate können prinzipiell zur Befeuchtung und auch als Gleitgel angewendet werden. Bei Multi-Gyn® LiquiGel sollte man beachten, dass es nur zusammen mit Kondomen aus Polyisopren verwendet werden sollte. Bei Verwendung anderer Kondome sollten zwischen der Anwendung und dem Geschlechtsverkehr mindestens sechs Stunden liegen.
Reicht die Wirkung von Befeuchtungspräparaten nicht aus, ist - auch in Kombination- eine verschreibungspflichtige lokale Hormontherapie mit einem Estrogen möglich. Hierbei sollten laut der S3-Leitlinie Estriol-haltige Präparate bevorzugt eingesetzt werden. Die vaginal-topische Anwendung von Estradiol könne zu »relevanten systemisch wirksamen Estradiolspiegeln führen«, heißt es.
In einer Studie zeigte sich den Leitlinienautoren zufolge übrigens kein signifikanter Unterschied zwischen lokaler Hormon- und Befeuchtungstherapie: Vaginale Estrogentabletten (10 µg) plus Placebo-Gel, vaginale Placebotabletten plus spezielles Vaginalgleitmittel sowie vaginale Placebotabletten plus Placebo-Gel konnten allesamt Beschwerden wie Juckreiz, Schmerzen, Trockenheit, Irritation oder Schmerzen bei Penetration lindern.
Was können Frauen noch tun, um die Durchblutung der Vaginalschleimhaut zu fördern? Sie sollten beispielsweise auf enge und nicht atmungsaktive Hosen und Unterwäsche verzichten. Auch eine falsche oder übertriebene Intimhygiene kann das Problem verstärken. Seifen erhöhen den natürlich sauren pH-Wert der Vagina, besser sind daher spezielle Intimwaschlotionen mit niedrigem pH-Wert. Aber auch diese können die natürliche Barrierefunktion der Schleimhaut beeinträchtigen. Die schonendste und einfachste Variante ist es, die Vagina ein- bis zweimal täglich einfach mit lauwarmem Wasser zu reinigen.