Ist Altern nur ein Nebeneffekt? |
Um die zellulären und molekularen Abläufe des Alterns besser erforschen und verstehen zu können, haben sich Alternsforscher auf eine einheitliche Kategorisierung geeinigt. Sie wird als die »Neun Kennzeichen des Alterns« bezeichnet:
Aus biologischer Sicht bringt der Alterungsprozess keine Vorteile mit sich, die hochaltrigen Individuen einen Überlebensvorteil verschaffen würden. Warum altern Menschen und die meisten Tiere dann überhaupt? Diese wichtige Frage scheint weitestgehend geklärt zu sein. So gehen Alternsforscher heute davon aus, dass das Altern kein planmäßiger Prozess der Entwicklung ist. Es gibt keine Gene, die zu Schäden oder zum Tod führen. Altern scheint vielmehr ein Nebeneffekt anderer Prozesse zu sein. Dies könnte auch der Grund sein, weshalb der Alterungsprozess zwischen verschiedenen Menschen so variabel verläuft.
Die Evolutionsbiologen Peter Medawar und George Williams haben bereits in den 1950er und 1960er Jahren Alterungstheorien entwickelt, die bis heute Bestand haben. So besagt Peter Medawars »Mutationsakkumulationstheorie«, dass das wichtigste Ziel eines Organismus seine Fortpflanzung ist. Bis diese erfolgt, sorgt die natürliche Selektion für die Aufrechterhaltung aller lebenswichtigen zellulären Prozesse. Nach der Fortpflanzung fällt der evolutionäre Druck, das Überleben des Organismus zu sichern. Die zellulären Prozesse nehmen ab, der Organismus altert und stirbt.
George Williams Theorie der »antagonistischen Pleiotropie« zufolge kann die natürliche Selektion Genvarianten begünstigen, die früh im Leben positive und spät schädliche Effekte haben, wenn die negativen Auswirkungen erst nach der Fortpflanzungsphase auftreten. Darüber hinaus gehen Evolutionsbiologen davon aus, dass die Lebenserwartung mit dem Grad äußerer Gefährdungen einhergeht. So haben Tiere ohne Schutzstrategie gegen Fraßfeinde eine kürzere Lebenserwartung als Tiere, die Strategien zur Vermeidung dieser Gefahr entwickelt haben.