Ist Aromatherapie heilsam oder Humbug? |
Für Konsumenten ist es nicht leicht, ein hochwertiges ätherisches Öl von einem synthetischen Produkt zu unterscheiden. Die Bezeichnung »ätherisches Öl« ist nicht geschützt und kann auch für Öle verwendet werden, die künstlich erzeugt wurden. Aufschluss geben die unterschiedlichen Bezeichnungen auf den Verpackungen. Ätherische Öle mit dem Vermerk »naturbelassenes Öl« werden immer direkt aus der namensgebenden Pflanze gewonnen. Verbraucher sollten darauf achten, dass zusätzlich folgende Angaben auf der Verpackung vermerkt sind: Anbauweise der Pflanze, deutscher und botanischer Name der Pflanze, das Anbauland, der verwendete Pflanzenteil, das Gewinnungsverfahren inklusive des Lösungsmittels bei Extraktionen sowie eine Angabe, ob das Produkt rückstandskontrolliert ist, und die Chargennummer.
Handelt es sich um ein ätherisches Öl aus »natürlichen Ölen« ist das ein Hinweis darauf, dass das Öl nicht ausschließlich aus der namensgebenden Pflanze gewonnen wurde. »Natürliche Öle« bestehen zwar aus mehreren naturreinen Ölen, allerdings ist es zulässig, ein preiswertes mit einem hochwertigeren Öl zu mischen. Nicht verwendet werden dürfen synthetische Zusätze. Die sogenannten »naturidentischen Öle« entsprechen ihrem natürlichen Vorbild und riechen wie sie, werden aber künstlich hergestellt. Eine eigene Gruppe bilden die künstlichen Öle. Sie haben kein natürliches Vorbild, sondern werden ausschließlich für den Geruch produziert, der vor allem dem Anwender gefallen soll.
Breite Indikationen finden ätherische Öle im Rahmen der Aromatherapie, die sich selbst als Teil der Phytotherapie versteht. Die Anwendung beruht in einigen Fällen auf wissenschaftlich nachgewiesenen Wirkungen, in anderen handelt es sich um Maßnahmen, die sich in der Praxis bewährt haben, und bei manchen Anwendungen handelt es sich um reine Annahmen. Wissenschaftlich gut untersucht und nachgewiesen ist die Wirkung von Eukalyptus-, Kiefernnadel-, Thymian-, Fenchel- und Anisöl bei Atemwegsinfektionen. Sie alle besitzen eine schleimlösende Wirkung und unterstützen den Abtransport des Schleims aus den oberen Atemwegen, wenn sie für die Inhalation genutzt werden. Hierfür wird die Verwendung von einem Tropfen Öl auf 1 Liter Wasser empfohlen.
Mit Studien untermauert ist auch die spasmolytische Wirkung von Pfefferminz-, Kümmel- und Fenchelöl. Die Öle wirken auf die glatte Muskulatur von Magen und Darm, tragen zur Linderung von Magen-Darm-Beschwerden bei und werden auch in der Kinderheilkunde gern empfohlen. Als bestätigt gilt zudem die Fähigkeit von Lavendelöl, Schlafstörungen, Angstgefühle und innere Unruhe zu reduzieren sowie die schmerzlindernde Wirkung von Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerzen. Darüber hinaus ist die Wirkung ätherischer Öle gegen antibiotikaresistente Keime immer wieder Mittelpunkt von Forschungsinteressen.
Die Wirkung ätherischer Öle bei anderen Indikationen ist nicht wissenschaftlich belegt. Jedoch als Hausmittel und zum unterstützenden Einsatz bei rheumatischen, neuralgischen und arthritischen Beschwerden sowie Muskelschmerzen, Gelenkerkrankungen und Durchblutungsstörungen haben sich die Öle aus Kiefernnadeln, Fichtennadeln, Latschenkiefer, Rosmarin und Lavendel bewährt. Sie sollen die Durchblutung steigern und ein Wärmegefühl erzeugen, wenn sie als Badezusatz verwendet werden oder in die Haut einmassiert werden. Für ein Vollbad werden zehn Tropfen mit ein bis drei Esslöffeln Sahne, Milch oder Honig gemischt und dem Badewasser zugefügt. Die Badezeit sollte 20 Minuten nicht überschreiten. Für eine Massage können 20 Tropfen ätherisches Öl mit 100 ml Jojoba-, Oliven- oder Mandelöl gemischt werden.